Über einem Viertel der deutschen Konsumenten schmeckt alkoholfreies Bier so gut wie normales Bier

19.09.2017 - Deutschland

Mit der Eröffnung des diesjährigen Oktoberfestes am Samstag (16. September), wird sich das weltweite Interesse wieder auf das deutsche Bier richten. Aber die sich ändernden Vorlieben der Deutschen könnten dazu führen, dass dieses Jahr zunehmend alkoholfreies Bier die Maßkrüge füllt.

Neue Forschungserkenntnisse von Mintel zeigen, dass über ein Viertel der Verbraucher in Deutschland (27%) angeben, dass Bier mit niedrigem oder keinem Alkoholgehalt* ihnen genauso gut schmeckt wie normales Bier. Obwohl die jüngeren Altersgruppen in der Vergangenheit oft am meisten dem Alkohol zugetan waren scheint es, als würde gerade diese Gruppe die Vorteile von Bier mit wenig oder keinem Alkohol besonders schätzen. Über ein Drittel (37%) der 18-24-Jährigen in Frankreich und immerhin 31% der Deutschen in dieser Altersgruppe, gaben an, dass ihnen ‚leichtes’ Bier* genauso gut schmeckt wie normales Bier**.

Zudem scheint es, als würde das Trinken von alkoholfreiem Bier nicht mehr stigmatisiert. Die Ergebnisse der Mintel Forschung zeigen, dass nur einer von zehn Deutschen (9%), es peinlich fände, beim Trinken von alkoholfreiem oder wenig alkoholhaltigem Bier beobachtet zu werden. In Frankreich ist diese Zahl nicht viel höher: Nur 14% der Verbraucher geben an, dass sie dies unangenehm finden würden.

Jonny Forsyth, Global Food & Drink Analyst bei Mintel, sagt hierzu:

“Gesundheits- und Wellnesstrends beeinflussen den Alkoholkonsum zunehmend und führen dazu, dass Verbraucher sich gesünderen Biersorten zuwenden. Gleichzeitig schwindet das Stigma, mit dem alkoholfreies Bier lange behaftet war. In Zukunft werden wir noch mehr Innovationen von weniger alkoholhaltigen Bieren auf dem globalen Markt sehen.. Insbesondere junge Verbraucher, die sogenannten Millennials, sind auf der Suche nach gesünderen und weniger kalorienhaltigen Alternativen. Gleichzeitig sind viele Hersteller bemüht, die Qualität von alkoholfreiem Bier zu verbessern. Besonders in Deutschland war dies in letzter Zeit eine Priorität für viele Hersteller. Die gestiegene Qualität von alkoholfreiem Bier hat diese Produktsparte in Deutschland nun massentauglich gemacht. Man mag deutsche Biertrinker vielleicht nicht unbedingt mit Mäßigung in Verbindung bringen, aber das ändert sich bereits.”

Manche werden bei diesem Oktoberfest auch alkoholarmes oder –freies Bier konsumieren, um am nächsten Tag nicht mit einem Kater aufzuwachen. Über die Hälfte der deutschen Verbraucher (53%) ist überzeugt, dass es beim Konsum von Bier mit wenig oder keinem Alkohol*, weniger wahrscheinlich ist, am nächsten Tag mit einem Kater aufzuwachen. Bei französischen Verbrauchern stimmen sogar 61% dieser Aussage zu.

Aber es ist anscheinend nicht nur der Kater, den die Verbraucher mit dem Genuss von alkoholfreiem Bier verhindern wollen. Fast die Hälfte der deutschen Verbraucher (49%), glaubt, dass es leichter ist, die Kontrolle zu behalten, wenn man alkoholfreies oder wenig alkoholhaltiges Bier* trinkt.

“Kontrolle zu behalten wird für junge Menschen immer wichtiger. Anders als bei den Generationen vor ihnen ist eine durchgefeierte Nacht oft am nächsten Tag in den sozialen Medien verewigt, unter Umständen für den Rest ihres Lebens. Über den Durst zu Trinken ist daher etwas, dass die heutige Jugend zu vermeiden sucht.” fügt Jonny Forsyth hinzu.

Verbraucher scheinen tatsächlich inzwischen immer häufiger zum alkoholfreien Bier zu greifen. 33% der Spanier und 23% der Deutschen geben an, in den letzten sechs Monaten alkoholfreies*** Bier getrunken zu haben.

Während das Interesse in Europa neue Höhen zu erreichen scheint, ist China am produktivsten bei Bierinnovationen mit wenig oder keinem Alkohol. Laut der Mintel Global New Products Database (GNPD) hatten 29% der Biere die 2016 in China auf den Markt gebracht wurden, keinen oder nur einen geringen Alkoholgehalt*. Andere Länder in denen Produkteinführungen von Bier mit keinem oder nur geringem Alkoholgehalt boomen sind zum Beispiel Spanien, wo jedes zehnte eingeführte Bier in diese Kategorie fällt, (12%), Deutschland (11%) und Polen (9%). Der globale durchschnittliche Anteil von alkoholfreiem Bier und Bier mit niedrigem Alkoholgehalt lag 2016 bei 8%.

“Alkoholfreie Biereinführungen bleiben eher die Ausnahme als die Regel, trotz verstärkter Aktivität in diesem Bereich in Europa, im asiatisch-pazifischen Raum, dem Mittleren Osten und Afrika. Dass China bei der Einführung von Bier mit geringem oder keinem Alkoholgehalt vorne liegt, ist mit der generellen Vorliebe der Chinesen für ‘schwächeres’ Bier zu erklären.” fügt Jonny hinzu.

Mit Blick auf die Zukunft scheinen Verbraucher viel Vertrauen in Innovationen ihrer bevorzugten Brauerei zu haben. Die Mehrheit der deutschen Verbraucher (56%) gaben an, dass sie darauf vertrauen, dass ihre Lieblingsmarke ein hochwertiges Bier mit keinem oder wenig Alkohol herstellen kann. In Spanien sind es auch die Hälfte aller Verbraucher (50%) die dieser Aussage zustimmen.

“Unsere Forschungserkenntnisse in Europa unterstreichen, wie wichtig die Markenbindung ist, um Verbraucher dazu zu bringen, Neues auszuprobieren. Der Erfolg von neuen alkoholfreien Biersorten in Deutschland kann anderen Märkten als Inspiration dienen. Deutsche Produzenten haben ihre Herstellungstechniken so stark verbessert, dass die Hälfte der Deutschen, die alkoholfreies Bier trinken finden, dass es genauso gut schmeckt, wie normales Bier.” fügt Jonny hinzu.

Die Forschung von Mintel zeigt zudem, dass der Mittlere Osten und Afrika in den nächsten Jahren ein Hotspot für die Einführung von alkoholarmen oder –freien Biersorten werden könnten. Laut Mintel GNPD fielen ganze 30% der Produkteinführungen in diesen Regionen 2016 in diese Kategorie, ein steiler Anstieg von noch 22% im Vorjahr.

“Weiteres Wachstum für alkoholfreies Bier im Mittleren Osten und Afrika ist zu erwarten, besonders in Ländern mit einer großen muslimischen Bevölkerung, wie zum Beispiel Indonesien” schließt Jonny.

*Alkoholgehalt von unter 3,5%
** Alkoholgehalt von 4 – 6%
***Alkoholgehalt von 0,0 – 0,5%

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