Aktueller Preissturz für Kakao verschärft Armut in der Elfenbeinküste
INKOTA befürchtet Anstieg missbräuchlicher Kinderarbeit
"Wenn die Schokoladenindustrie Armut unter Kakaobauernfamilien ernsthaft bekämpfen will, muss sie endlich aktiv werden, damit Kakaobauern nicht schutzlos den Preisschwankungen an den Börsen ausgeliefert sind", fordert Evelyn Bahn, Koordinatorin der Kampagne Make Chocolate Fair! beim INKOTA-netzwerk. "Wir befürchten, dass durch die Kakaopreiskrise die missbräuchliche Kinderarbeit in der Elfenbeinküste weiter zunimmt, da sich Kakaobauern keine bezahlten Arbeiter leisten können", so Bahn. Bereits vor der Krise lag das Pro-Kopf-Einkommen der Kakaobauern in Westafrika unter einem 1 US-Dollar pro Tag und damit unterhalb der international definierten Armutsgrenze.
Bislang setzt die Industrie darauf, die Einkommen der Kakaobauernfamilien über Produktivitätssteigerungen zu erhöhen. Die Preisentwicklungen der letzten Wochen machen jedoch die Grenzen dieses Ansatzes deutlich. Denn sobald es ein Überangebot an Kakao gibt, fällt der Preis für die Bohnen. "Produktivitätssteigerungen sichern den Unternehmen zwar billigen Rohstoff, aber die Kakaobauern leben weiterhin in Armut. Das derzeitige Preissystem verhindert alle Bemühungen für einen nachhaltigen Kakaoanbau. Es ist zu hoffen, dass der aktuelle Preissturz ein Weckruf für die Schokoladenindustrie ist", erklärt Bahn. Manche Schokoladenunternehmen zahlen Kakaobauernfamilien bereits Qualitäts- oder Nachhaltigkeitsprämien unabhängig vom Weltmarktpreis. Es ist demnach möglich, den Bauern höhere Zahlungen für ihren Kakao unabhängig vom Weltmarktpreis und von staatlichen Preisregulierungen zu gewähren.
Ein Drittel der globalen Kakaoernte kommt aus der Elfenbeinküste - das Land ist damit weltgrößter Kakaoproduzent. Rund 60 Prozent der in Deutschland verarbeiteten Kakaobohnen stammen aus dem westafrikanischen Land. Dort wird der Kakao von 800.000 Kleinbäuerinnen und -bauern angebaut. Eine staatliche Vermarktungsplattform, der Conseil Café Cacao, reguliert den nationalen Kakaomarkt und zahlt den Bäuerinnen und Bauern einen Mindestpreis, der sich am Weltmarktpreis orientiert. Dieser beträgt mindestens 60 Prozent des Preises an der Londoner Börse. Ab 1. April erhalten die Bauern anstatt der bisherigen 1.100 ivorischen France (CFA) pro kg nur 700 CFA pro kg.
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