Fleischskandal in Brasilien: Erste Konsequenzen bei Importländern

22.03.2017 - Brasilien

Brasiliens Regierung ist wegen zunehmender Bedenken bei den Importländern im Gammelfleisch-Skandal um Schadensbegrenzung bemüht. Von den 4837 Produktionsstätten stünden nach den bisherigen Ermittlungen nur 21 unter Verdacht, in illegale Praktiken verwickelt zu sein. Von diesen hätten aber lediglich sechs in den vergangenen 60 Tagen Fleisch exportiert, teilte die Regierung mit. Nach Angaben des Portals "Folha de S. Paulo" setzte Chile den Import aus, China, Südkorea und die EU kündigten verschärfte Kontrollen an. Brasilien ist der größte Fleischexporteur und liefert in knapp 160 Länder.

Wie in den vergangenen Tagen bekannt wurde, soll vergammeltes Fleisch mit chemischen Mitteln wieder ansehnlich gemacht und zurück in den Verkauf gebracht worden sein. Bei Razzien wurde mit Salmonellen belastetes Fleisch gefunden, teilweise wurde Schweineköpfe zu Wurst verarbeitet. Rund 20 Verdächtigte wurden bisher festgenommen, gegen 33 Beschäftigte wird ermittelt. Die Regierung betonte, alle Produktionsstätten stünden ausländischen Inspektoren offen.

Der Verband der Fleischwirtschaft (VdF) sieht bisher keine Anzeichen, dass ein erhöhtes Risiko für Importe nach Deutschland besteht. Deutschland importiere pro Jahr rund 6000 Tonnen gekühltes und 3000 Tonnen gefrorenes Rindfleisch sowie 21 000 Tonnen Geflügelfleisch aus Brasilien, teilte der Verband der Deutschen Presse-Agentur mit.

Die Einfuhr von Schweinefleisch aus Brasilien sei in der EU ohnehin nicht zugelassen. "Es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Rindfleischimporte der EU von den aktuell aufgedeckten Straftaten in Brasilien betroffen sind oder waren", betonte der Verband.

Es würden nur ganze Teilstücke geliefert und keine Fleischmischungen oder mit Zutaten verarbeitete Erzeugnisse. Wegen der Transportdauer würden die Lieferungen direkt am Produktionsort vakuumverpackt. Zudem würden Fleischimporte einer veterinären Einfuhruntersuchung unterzogen, "sollte das Fleisch mit Zusätzen behandelt sein oder nicht genußtauglich, würde es zurückgewiesen oder vernichtet".

Brasiliens Präsident Michel Temer berief mehrere Krisensitzungen ein und traf sich mit den Botschaftern aus wichtigen Empfängerländern. Um das Vertrauen in das brasilianische Fleisch wieder zu stärken, ging Temer anschließend mit den Vertretern der Botschaften in eine Churrascaria, wo gegrilltes Fleisch und Caipirinha serviert wurden./ir/DP/jha (dpa)

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