Lebensmittelbranche diskutierte auf der Produktionsleiter-Tagung der Akademie Fresenius aktuelle Trends und Herausforderungen

Verluste vermeiden, Erkenntnisse gewinnen und Sicherheit garantieren

08.02.2017 - Deutschland

Am 24. und 25. Januar 2017 startete in Dortmund die Lebensmittelindustrie in das neue Jahr. Der traditionelle Auftakt, die Produktionsleiter-Tagung der Akademie Fresenius, fand diesmal bereits zum zehnten Mal statt. Dazu hatten die Veranstalter zahlreiche Referenten aus Produktionstechnik, Qualitätsmanagement, Arbeitssicherheit und Instandhaltung gewinnen können.

„Wer optimieren will, muss das Optimum kennen“ weiß Dirk Volta, Professor für Thermische Energietechnik an der Hochschule Flensburg. Dieser einfache wie sinnhafte Leitspruch steht für die Essenz vieler Fachvorträge der Tagung, die auf vermeidbare Verluste in der Lebensmittelindustrie aufmerksam machten: Verluste durch Fehler, zu lange Prozessketten oder zu hohen Energieeinsatz. Volta selbst zeigte an zwei Beispielen aus der Lebensmittelindustrie, wie sich das „Physikalische Optimum“ als idealer Referenzprozess für die Bewertung von energetischen und stofflichen Ressourcen anbietet. Das „Physikalische Optimum“ wird als idealer Referenzprozess zur Bewertung technischer Prozesse definiert und in verschiedenen Industriebereichen angewendet. Der Vorteil, den realen Prozess mit dem Physikalischen Optimum zu vergleichen, liegt für Volta darin, dass dieser Referenzpunkt nicht unterschritten werden kann, solange die physikalischen Gesetze gelten: „Somit ist ausgeschlossen, dass zu einem späteren Zeitpunkt, zu dem der Stand der Technik fortgeschritten ist, ein neuer Referenzpunkt bestimmt werden muss.“

Druckluft: die „teuerste Energie im Getränkebetrieb“

Hartmut Evers vom Abfüll- und Verpackungsanlagenhersteller KHS gab in seinem Vortrag Tipps für den Umgang mit Druckluft, der „teuersten Energie in einem Getränkebetrieb“. Druckluft kommt zur Abfüllung und Beförderung von Produkten zum Einsatz. Allerdings ist Druckluft kein kostengünstiger Energieträger. Die Verdichterarbeit endet als Wärme und ist ohne Sekundärmaßnahmen verloren. Schon kleinste Leckagen mindern zudem die Wirtschaftlichkeit dieses Mediums. Auf der Produktionsleiter-Tagung gab Evers konkrete Tipps zum Kostensparen. So gelte es, die Druckverluste möglich gering zu halten. Dazu müssen Produktionsleiter ein notwendiges Druckniveau ermitteln und Überschreitungen verhindern. Bei variablem Bedarf rät Evers zum Einsatz eines Druckluftmanagements. Außerdem schlägt er vor, für einzelne Verbraucher mit höherem Druckniveau die Wirtschaftlichkeit eines Nachverdichters oder eines separaten Hochdrucknetzes zu prüfen.

Produkt- & Marktbeobachtung: absolutes „Muss“ für Maschinenhersteller

Maschinenhersteller müssen sicherstellen, dass ihre Produkte bei ordnungsgemäßer Installation, Wartung und Verwendung die Sicherheit und Gesundheit von Personen und Gütern nicht gefährden. Zwar wird die die Produkt- und Marktbeobachtungspflicht weder vom Produktsicherheitsgesetz (ProdSG) noch von der europäischen Maschinenrichtlinie in aller Klarheit beschrieben. Trotzdem könnten Hersteller nicht davon ausgehen, nach fehlerfreiem Inverkehrbringen einer Maschine „auf der sicheren Seite“ zu sein, so Robert Höge, Corporate Quality- & Product Compliance Manager beim Verpackungsunternehmen MULTIVAC (Wolfertschwenden, Bayern). In seinem Unternehmen gibt es ein Produktsicherheitsteam, in dem sich Führungskräfte aus Qualitätsmanagement, Technik, Kundendienst, Entwicklung und Steuerungstechnik regelmäßig austauschen und die Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen mit internen und externen Audits sicherstellen. Es organisiert auch die Produkt- und Marktbeobachtung, die für Höge ein „absolutes Muss“ für alle Hersteller und ein „äußerst wichtiger Eckpfeiler der Schadensabwehr und der Bekämpfung von Fahrlässigkeit im Unternehmen“ ist. Zudem seien die gewonnenen Informationen sehr nützlich für die Entwicklung und Normenarbeit. Die Marktbeobachtung basiert auf Messebesuchen und Auswertungen von Unfallmeldungen, Serviceberichten und Sicherheitsprüfungen. Höge wies darauf hin, dass im Rahmen einer so genannten „aktiven Marktbeobachtung“ nicht nur Informationen über das eigene Produkt, sondern auch Erkenntnisse über über Produkte der Wettbewerber erhoben werden sollten.

Arbeitsschutz und Produktsicherheit: CE-Kennzeichnung einer Maschine ersetzt nicht die Gefährdungsbeurteilung durch den Arbeitgeber

Marlies Kittelmann von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Dortmund) beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit der Schnittstelle zwischen Produktsicherheitsrecht und Arbeitsschutzrecht. Dazu gab sie Empfehlungen, wie Arbeitgeber den Anforderungen der Betriebssicherheitsverordnung bei der Beschaffung von Maschinen entsprechen können. Sie wies darauf hin, dass die CE-Kennzeichnung einer Maschine den Arbeitgeber nicht von der Pflicht zur Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung entbindet. Sie rät dazu, bereits vor der Auswahl einer Maschine mit der Gefährdungsbeurteilung zu beginnen. Dabei seien insbesondere die Eignung des Arbeitsmittels für die geplante Verwendung, die Arbeitsabläufe und die Arbeitsorganisation zu berücksichtigen.

Die Tagungsunterlagen mit den Skripten aller Vorträge der Fresenius-Konferenz können zum Preis von 295,- EUR zzgl. MwSt. bei der Akademie Fresenius bezogen werden.

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