Burger gegen Currys: Fast Food boomt in Myanmar

22.07.2016 - Myanmar

Wai Hin beißt hingebungsvoll in seinen Burger. "Ich mag das Essen und solche Orte", sagt der Handyverkäufer in Rangun. Er sitzt im südkoreanischen Schnellrestaurant "Lotteria" in einem Shoppingcenter. "Es ist ruhig, schön dekoriert und klimatisiert", fasst er die Vorzüge seines Mittagsplatzes zusammen.
In Myanmars ehemaliger Hauptstadt könnte Wai Hin natürlich auch an einem der Stände am Straßenrand essen, und das für die Hälfte der 3500 Kyat (2,65 Euro), die er bei der Fast-Food-Kette lässt. Aber wie Wai Hin hat die wachsende Mittelschicht im Land zunehmend das Kleingeld übrig, um ihren Appetit auf internationale Kost zu stillen. Das Pro-Kopf-Einkommen in Myanmar lag 2014 nach Angaben der Weltbank bei 1200 US-Dollar - und damit 50 Prozent über dem Wert von 2010. Dem Jahr, bevor der allmähliche politische Wandel in der lang isolierten Militärdiktatur einsetzte.

In 50 Jahren der Abschottung entfaltete sich die Essenstradition der Straßenstände und Garküchen, verschont von der Konkurrenz globaler Ketten. Nach der Öffnung drängen diese nun eifrig auf den Markt. "Lotteria", im Rest Asiens längst ein großer Player, war 2013 das erste Franchise. Nach Reformen und Lockerungen von Sanktionen zogen US-Marken wie Pizza Hut und Kentucky Fried Chicken (KFC) nach.
Myanmar sei ein dynamisch wachsender Markt, der KFC "reichlich Geschäft und Wachstumschancen" biete, sagt der Vertreter der Kette in Myanmar, Nyan Kyaw, der Deutschen Presse-Agentur. Das Unternehmen hat sich mit einer Holding des myanmarischen Magnaten Serge Pun zusammengetan, um in dem Land mit 52 Millionen Einwohnern Fuß zu fassen. Der Wirtschaft werde ein enormes Wachstum in den kommenden Jahren vorhergesagt, so Nyan Kyaw weiter. "Dies gepaart mit einer jungen, quirligen Bevölkerung, die sich zunehmend für neue Essensformen interessiert und nach Qualitätsprodukten verlangt, machen Myanmar zu einer sehr aufregenden Region für KFC."

Die erste KFC-Filiale auf Ranguns bekanntem Bogyoke-Markt war ein großer Erfolg, anfangs bildeten sich stundenlange Schlangen davor. Mittlerweile hat Rangun fünf KFCs. Die ebenfalls zur Yum!-Gruppe gehörende Kette Pizza Hut eröffnete zwei Restaurants in Rangun. Bis 2020 sind landesweit 20 Pizza-Hütten geplant.
Vom Fast-Food-Boom wollen aber auch lokale Anbieter profitieren - sie setzen auf Schnellessen burmesischer Art. So wie Soe Nyi Nyi mit seiner Kette "Feel". Noch in den 1990er setzte er auf Hamburger, Pommes und Milchshakes, die vor allem bei wohlhabenderen Regierungsmitarbeitern beliebt waren. Doch als die Militärjunta 2005 von Rangun in die neue Hauptstadt Naypyidaw zog, wandte sich Soe Nyi Nyi mit burmesischer Küche den einfacheren Leuten zu. "Ich wusste, dass wir mit den internationalen Restaurantketten ohnehin nicht mithalten könnten, wenn wir dasselbe Menü hätten", sagt er. Mittlerweile hat Feel 23 Filialen.

In der Hauptfiliale im Zentrum Ranguns stehen diverse Currys, Gemüsegerichte und Suppen in heißen Schalen bereit. Die Idee, als lokale Kette auf einheimisches Essen zu setzen, kommt an. "Die Nachfrage nach burmesischem Essen ist immer noch hoch, weil es günstiger ist und den Myanmarern vertrauter ist", meint der Ökonom Aung Tun Thet.

Dennoch: Soe Nyi Nyi unterschätzt den Appetit seiner Landsleute nach "Western Food" nicht und will auch von der wachsenden Nachfrage profitieren. Seine Gruppe hat deshalb eine Filiale der Bangkoker Fusions-Küche "MIX Restaurant & Bar" in Rangun eröffnet. Auch das Franchise eines US-Restaurants ist geplant. "Wir können uns nicht mit Riesen wie KFC messen, aber wir haben unsere eigenen Überlebensmethoden", sagt er mit einem Augenzwinkern. (dpa)

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