Was Riegelhersteller wollen: Keine Kreuzkontamination, wenig Produktausschuss und hohe Produktivität

Herr Peter Dreßler, Verkaufsleiter für Riegelproduktion bei Bosch Packaging Technology gibt Auskunft

08.08.2016 - Deutschland

Welche Trends sehen Sie in der Riegelproduktion?
Aus meiner Sicht gibt es drei Faktoren, welche die Riegelproduktion beeinflussen. Zum einen gibt es den Trend „Meal-on-the-Go“. Die Welt dreht sich immer schneller und viele Menschen versuchen mehr und mehr unter einen Hut zu bringen: Job, Familie, Freizeit. Snacks – zu denen auch Riegel gehören – spielen bei diesem Lebensstil eine zunehmende Rolle. Sie begleiten Verbraucher durch den Alltag und ersetzen gelegentlich Hauptmahlzeiten. Das heißt jedoch auch, dass Verbraucher nicht mehr nur den klassischen Schokoladenriegel verlangen, sondern nach gesunden Alternativen suchen, die beispielsweise getreidebasiert oder zuckerfrei sind. Das könnte man als zweiten Trend betrachten: gesunde und/oder Riegel „frei von“. Insbesondere für Allergiker ist es wichtig, dass Riegel frei von Nüssen oder Gluten sind. Dem Gesundheitstrend entsprechen Riegel mit „gesundem Getreide“ wie Chia-Samen sowie glutenfreie Produkte, die eine bessere Verdauung und gewichtsbalancierende Effekte verheissen und als eine gesunde Alternative zu Weizen und Roggen gelten. Das beeinflusst natürlich das aktuelle und zukünftige Snackangebot beim Einzelhändler. Doch nicht nur geschmacklich sind Variationen gefragt; auch die Vielfalt bei der Größe der Riegel nimmt zu. All diese Entwicklungen bedeuten für Riegelhersteller neue Herausforderungen in der Riegelproduktion.

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Peter Dreßler, Verkaufsleiter für Riegelproduktion bei Bosch Packaging Technology

Wie können Hersteller ihre Riegelproduktion gestalten, um die Herausforderungen zu meistern?
Zunächst ist es von Vorteil, eine Komplettlösung für die Riegelproduktion zu nutzen, bei der alle Produktionsprozesse aufeinander abgestimmt sind. Die Riegelproduktion muss in jedem Fall so ausgelegt sein, dass keine Kreuzkontaminationen bei Produktwechseln entstehen. Das kann mittels hygienischem Design der Riegellinie realisiert werden. Eingebaute Quick-Release-Systeme gewähren einen einfachen und schnellen Zugang für den Bediener ohne Werkzeuge für Wartungs- und Reinigungsarbeiten. Stark verschmutzende Maschinenteile sollten bei laufender Produktion gereinigt werden können. Weiterhin kann durch spezielle Oberflächenbeschichtungen oder durch leicht handhabbare Abstreifer der Masseaufbau an Maschinenoberflächen vermieden werden. So trägt ein wohldurchdachtes Design maßgeblich dazu bei, dass die strengen Hygienevorschriften in der Nahrungsmittelindustrie eingehalten werden.

Um effiziente Produktionsabläufe zu schaffen, sollte jede Komponente der Riegelproduktion, von der Dosierung bis zur Kühlung, eine hohe Flexibilität aufweisen und so schnelle Produktwechsel ermöglichen. Das kann durch werkzeugloses Einstellen oder Entnehmen von Maschinenteilen erreicht werden. Ein gutes Beispiel ist das Ausfächern der Riegel: hier ermöglicht ein fahrbares Fächersystem sehr leichte und schnelle Formatwechsel. In Kombination mit einer intuitiven Benutzeroberfläche erhöht die Maschine so nicht nur die Produktivitität sondern auch die Produktqualität.

Wieso ist gerade ein hygienisches Design so wichtig?
Die Zahl der Nahrungsmittelrückrufe 2015 ist laut der englischen Lebensmittelbehörde Food Standards Agency (FSA) im Vergleich zu 2014 um 78 Prozent gestiegen. Die Hauptgründe der 159 Rückrufe aus 2015 liegen in nicht aufgeführten Inhaltsstoffen, wobei 63 Fälle nahrungs- und 96 allergiebedingt waren. Allergieauslösende Zutaten wie Nüsse, Milch und Gluten, aber auch Bakterien wie Salmonellen und sogar Metallfunde veranlassten Hersteller zu den Rückrufen. Aufgrund der stark angestiegenen Zahlen muss laut FSA sowohl auf Hersteller- als auch auf Zulieferseite sofort gehandelt werden. Ein hygienisches Design bei der Herstellung ist daher von elementarer Bedeutung um die Produktsicherheit für den Verbraucher zu gewährleisten und kostspielige und imageschädigende Rückrufe zu vermeiden.

Worauf sollten Riegelhersteller bei der Anschaffung einer Riegelanlage noch achten?
Die Linie muss definitiv für lange und qualitätsstabile Produktionsabläufe ausgelegt sein. Dies ist vor allem wichtig, weil Hersteller nicht mehr nur den klassischen Schokoriegel produzieren, sondern eben auch Müsli-, Granola-, Cereal- und Nuss-Riegel, Fruchtriegel, Schaumnougat-/Karamell-Riegel, Brittle sowie Kokos- und mehrlagige Riegel. Bei dieser Produktpalette ist konstante Qualität ein Muss! Um eine gleichbleibende Qualität zu garantieren, sind natürlich zunächst die korrekten Mischverhältnisse entscheidend. Insbesondere bei Riegelprodukten mit flockigen Zutaten ist eine schonende Handhabung wichtig, um Schäden am Produkt zu vermeiden. Technologie, die auch bei unterschiedlichem Mengendurchsatz eine gleichmäßige Mischqualität erzeugt, ist eine wesentliche Voraussetzung.

Neben hoher Flexibilität und hygienischem Design ist auch das Minimieren von Ausschuss ein wichtiges Thema für Hersteller. In der Formphase wird der meiste Produktausschuss generiert. Dank neuer Technologien kann man beispielsweise den seitlichen Kantenschnitt, auch Trim genannt, bereits komplett eliminieren. Das trägt zu einer höhreren Rentabilität bei. Nachdem die Masse dann geformt und vorgekühlt ist, muss der Masseteppich exakt zugeschnitten werden. Um auch hier Ausschuss zu vermeiden, können Hersteller auf Ultraschalltechnologie zurückgreifen, da diese sehr wenig Druck und Spannung auf die Riegel ausübt und so die Qualität nicht beeinträchtigt.

Wie können Hersteller eine möglichst hohe Produktivität erlangen?
Mit einer kompletten Linie von einem Anbieter. Lassen Sie mich erläutern, warum das so ist. Der Einsatz von unterschiedlichen Maschinen zur Riegelproduktion kann zu Problemen an den Schnittstellen führen. Komplikationen bei der Kompatibilität der einzelnen Komponenten führen nicht nur zu Verzögerungen in der Prozessintegration, sondern haben auch einen negativen Einfluss auf die Produktivität einer Linie. Vom Mischen, Riegelformen, Vorkühlen, Querschneiden und Ausfächern über das Längsschneiden und Überziehen bis zum Kühlen - eine aufeinander abgestimmte Anlage spart auf lange Sicht Zeit und Geld. Für Hersteller zählt in der Produktion jede Sekunde. Um der Nachfrage zu entsprechen und wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Anlagen daher auf hohe Ausbringungen ausgelegt sein. Eine vollständig integrierte Riegellinie sogar über die Produktion hinaus, mit Erst- und Zweitverpackung, ermöglicht hier eine maximale Gesamtanlageneffektivität.

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