Wasserbelastungen des Trinkwassers regional stark unterschiedlich

13. Fresenius-Fachtagung „Abfüllung sensibler Getränke“ in Bremen

24.09.2015 - Deutschland

Deutschland gehört zu den wasserreichen Ländern, die grundsätzlich keinen Mangel an der lebenswichtigen Ressource fürchten müssen. Trotzdem ist Vorsicht geboten: Belastungen des „kühlen Nass“ können vorkommen und spielen insbesondere für die Produktionsprozesse in der Industrie – vor allem der Nahrungs- und Getränkeindustrie – eine bedeutende Rolle. Anlagenbetreiber sollten auch in diesem Bereich alle möglichen Gefahren kennen, um ihnen im Betrieb entsprechend entgegenwirken zu können. Auf der 13. Fresenius-Fachtagung „Abfüllung sensibler Getränke“ am 15. und 16. September 2015 in Bremen wurden vorhandene Trinkwasserbelastungen in Deutschland und die Optimierung des Wassereinsatzes in der Produktion thematisiert. Denn: Die Wasserqualität kann auch Maschinen negativ beeinflussen.

Die verschiedenen Trinkwasserressourcen werden in Deutschland regional stark unterschiedlich genutzt, wobei der überwiegende Teil der Wasserversorgung (61,1 Prozent) aus dem Grundwasser stammt. Mit großem Abstand folgen dahinter die Nutzung von See- und Talsperrenwasser (12,4 Prozent), angereichertem Grundwasser (9,2 Prozent) und Quellwasser (8,5 Prozent). Am Ende des Spektrums rangieren die Nutzung von Uferfiltrat (7,8 Prozent) und Flusswasser (1 Prozent). Das Gefährdungspotential unter den Ressourcen fällt unterschiedlich hoch aus: Während es bei Grund- und Quellwasser allgemein als eher gering gilt, ist das Potential bei den restlichen Trinkwasserquellen weitaus höher. Das Gefährdungspotential steige mit fallendem Alter der Wasserressource, erklärte Dr. Henning Schünke (Westfälische Wasser- und Umweltanalytik) auf der Fachtagung. Entsprechend weise Flusswasser, das keinen Alterungsprozess durchmacht, das höchste Risiko auf. Obwohl das Grundwasser als vergleichsweise risikoarm eingestuft wird, ist es dennoch nicht gänzlich frei von Belastungen. Je nach Region könne es hier, wie auch beim Quellwasser, Gefährdungen geben, so Schünke.

Grundwasserbelastung auch von landwirtschaftlicher Nutzung abhängig

Beim Grundwasser unterscheidet man zwei Arten von Belastungen: geogene (wie etwa Sulfat, Schwermetalle oder Eisen) und anthropogene (wie Nitrat oder Pflanzenschutzmittel). Die Verteilung der einzelnen Belastungen sei innerhalb Deutschlands stark unterschiedlich, fuhr der Experte fort. So seien Sulfate vor allen Dingen im Mittelgebirgsraum verbreitet, Chlorid küstennah zu finden und Eisen bzw. Mangan schwerpunktmäßig im Norden der Republik im Grundwasser verbreitet. Anthropogene Belastungen sind dagegen durch die landwirtschaftliche Nutzung beeinflusst, wenngleich auch hierdurch zuweilen eine regionale Häufung festgestellt wird. Am höchsten sei die Belastung durch etwa Nitrat in der landwirtschaftlich intensiv genutzten Norddeutschen Ebene, erläuterte Schünke. Gegenmaßnahmen gegen dieses Problem könnten das Mischen des Grundwassers mit unbelastetem Wasser oder eine gezielte Nitratentfernung sein, unterstrich der Experte. Einige Belastungen des Grundwassers sind sowohl geogener als auch anthropogener Natur. Ein Beispiel hierfür ist Uran, dessen geogene Belastung vor allem in den südlichen Bundesländern besonders hoch ist. Darüber hinaus steckt Uran auch im Düngemittel Phosphat. Nachgewiesene Belastungen von Trinkwasser mit Uran habe man an verschiedenen Orten im Süden und der Mitte Deutschlands, aber auch in Mecklenburg-Vorpommern festgestellt, so Schünke. Gegen Uran im Grundwasser gebe es jedoch wirksame Gegenmaßnahmen wie etwa die Aufbereitung des Wassers durch spezielle Anlagen zur Uranentferung und Enthärtung. Auch Belastungen von Uferfiltrat, Flüssen oder angereichertem Grundwasser können mittlerweile gut durch verschiedene Aufbereitungsverfahren beseitigt werden.

Wasseraufbereitungsverfahren: Nutzen und Kosten müssen bekannt sein

Dr. Wolfgang Schulz (Zweckverband Landeswasserversorgung) äußerte sich in Bremen ebenfalls zum Vorkommen von Spurenstoffen in Trinkwasser und gab Hinweise zum Umgang mit diesen. Er stellte klar, dass es Trinkwasser, das frei von organischen Spurenstoffen sei, gar nicht geben könne. Deshalb komme der Spurenanalytik eine besondere Bedeutung zu. Hier gelte es, mit modernen analytischen Methoden beispielsweise Flüssigkeitschromatographie mit hochaufgelöster Massenspektrometrie geringste Konzentrationen nachzuweisen.  Durch Kombination mit der Wirkungsbezogenen Analytik sei eine schnelle orientierende Erstbewertung auffälliger Spurenstoffe möglich. Neben der Erkennung und Bewertung von Spurenstoffen komme es aber vor allem darauf an, sich der Leistungsfähigkeit und Grenzen der verschiedenen Aufbereitungsverfahren für die unterschiedlichen Spurenstoffe bzw. Spurenstoffgruppen bewusst zu sein, zu denen im Bereich anthropogener organischer Stoffe nicht nur Pflanzenschutzmittel und Biozidprodukte, sondern auch Arznei- und Röntgenkontrastmittel, Haushalts- und Industriechemikalien sowie hormonell wirksame Stoffe zählen. Jedes Risikomanagement müsse nach der Stoffbewertung ein „angepasstes Reagieren“ folgen lassen, indem eine Nutzen-Kosten-Analyse von Aufbereitungsverfahren fester Bestandteil sein sollte, so Schulz. Je nach konkretem Fall könne eine Kombination verschiedener Verfahren angebracht sein, schloss der Experte.

Gute Wasseraufbereitung gegen Produktionsschäden

Wasser wird in der Produktion vielseitig verwendet. Unterschiedliche Prozesse erfordern dabei unterschiedliche Wasserqualitäten. Wird eine unpassende Wasserqualität verwendet, kann es zu bedeutenden Schäden an den Produktionsmaschinen kommen. Generell vertrügen geschlossene Prozesse im Hinblick auf Korrosion etwas höhere Gehalte an kritischen Inhaltsstoffen als offene, erklärte Dr. Diana Wolf (KHS). Entscheidend sei immer, ob das Zusammenspiel von Wasser, Chemikalien und Material stimme, so die Expertin weiter. Als Beispiel nannte Wolf halogenhaltige Desinfektionsmittel, die grundsätzlich eine Korrosionsneigung besitzen. In Verbindung mit hohen Chloridgehalten wird dieser Effekt noch verstärkt. Zu hartes Wasser verringere die Reinigungswirkung und erfordere häufiges Reinigen mit Säure, zeigte Wolf auf. Sie unterstrich, dass eine gute Wasseraufbereitung automatisch für einen geringeren Aufwand an Chemikalien und Reinigungen sorge und Korrosionsschäden vorbeuge. Alle wichtigen Parameter sollten deshalb regelmäßig überprüft werden, riet die Expertin.

Die Tagungsunterlagen mit den Skripten aller Vorträge der Fresenius-Konferenz können zum Preis von 295,- EUR zzgl. MwSt. bei der Akademie Fresenius bezogen werden.

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