Westfleisch wächst weiter

Höchstmarken 2014 bei Umsatz und Absatz / Unternehmensgruppe wird europäische Genossenschaft / Export-Plus trotz Russland-Embargo

15.06.2015 - Deutschland

Westfleisch wächst weiter. Der genossenschaftliche Fleischvermarkter aus Nordwest-Deutschland hat das Geschäftsjahr 2014 mit neuen Höchstmarken abgeschlossen. Der Umsatz stieg auf die neue Schwelle von 2,51 Milliarden Euro. Westfleisch-Vorstandssprecher Dr. Helfried Giesen stellte den Mitgliedern auf der Generalversammlung am 11. Juni in Münster die Jahresbilanz vor. „Für die nächsten Jahre sehen wir Westfleisch gut positioniert”, betonte Giesen. 948.800 Tonnen Ware setzte Westfleisch ab. Der Exportanteil lag bei 43,5 % und wuchs in der Menge – trotz des Russland-Embargos – um 1,4 %. Um Westfleisch das Handeln international zu erleichtern, soll die Genossenschaft europäisch aufgestellt werden. 

Mehr Umsatz, mehr Absatz

Die Westfleisch-Gruppe verkaufte +4,7 % mehr Produkte – und lag damit auch 2014 über dem Branchentrend. Die Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Münster/Westfalen zählt in Deutschland zu den drei größten Vermarktern und in Europa zu den Top 5. Und das nicht ohne Grund: „Wir stehen für Fleisch, das eine gesicherte Herkunft hat, für Tierwohl – und für beste Qualität direkt von Bauern”, stellte Giesen heraus.  

Exportplus – trotz Embargo

Der Export ist eine der tragenden Säulen des Westfleisch-Konzerns. Der Exportabsatz der Unternehmensgruppe stieg allein in den sechs Jahren von 2008 bis 2014 um +45 %. Von den insgesamt in der Gruppe abgesetzten 948.800 Tonnen Fleisch wurden fast 412.400 Tonnen jenseits der deutschen Grenzen verkauft – ein Zuwachs um +1,4 %. Das meiste davon (in der Menge 82,4 % nach 80,7 % im Jahr 2013) wird von Westfleisch traditionell in westeuropäische Nachbarländer exportiert. Das russische Importembargo führte für Fleisch und Fleischwaren aus der EU ab August 2014 zum vollständigen Zusammenbruch des wichtigen Exportgeschäfts mit Russland. 

Mehr Schlachtungen

Westfleisch schlachtete 2014 zum ersten Mal in der fast 90-jährigen Geschichte 349.800 Rinder (+6 % ggü. Vj.), 62.850 Kälber (+5,5 %) und 7,584 Mio. Schweine (+2,4 %). Auch die Zerlegeleistung sei ausgebaut und die Produktionsleistung bei SB-Fleisch (+8 %), Convenience (+16 %) und Wurstwaren (+18,8 %) abermals deutlich erhöht worden, berichtet Giesen. 

Burger-Kult und Bio-Trend

Der aktuelle Trend in der Gastronomie hin zu hochwertigeren Steakqualitäten und Burgern spiegelt sich im steten Wachstum der Rindfleisch-Sortimente des SB-Tochterunternehmens WestfalenLand in Münster. Mehr und mehr frische und tiefgekühlte Burger-Patties aus dem Hause Westfleisch finden ihren Weg zum Verbraucher. Das Unternehmen ist auch einer der größten deutschen Produzenten von Bio-Hackfleischartikeln für den Lebensmittelhandel. Der Umsatz von WestfalenLand lag 2014 bei rund 450 Mio. Euro (+7,4 % im Vergleich zum Vorjahr), der Absatz legte um +7,9 % auf rund 85.000 Tonnen zu. Der Absatz an Grillartikeln stieg 2014 um +14 %. 

Nirgends frischere Wurst

Gustoland in Oer-Erkenschwick gehörte 2014 zu den Top 10 der deutschen Wursthersteller. So schlachtfrisch wie hier kann unter einem Dach nirgends sonst in Deutschland Fleisch weiter verarbeitet werden. Der Umsatz stieg im Geschäftsjahr 2014 um +8,3 %, der Absatz der derzeit etwa 30 Wurstsorten wuchs um +17,8 % (Vj. +11,1 %) auf rund 36.000 Tonnen. Zusammen mit den Discountern wächst Gustoland besonders in den europäischen Nachbarländern. 

Größter Ferkelvermarkter

Der größte Ferkelvermarkter in Deutschland ist Westfleisch. Das  Nutzviehzentrum in Münster-Nienberge schlug in dem traditionellen Geschäftsfeld rund 2,51 Mio. Tiere um. Das war 2014 ein Anstieg in der Menge um +7,6 % zum Vorjahr. Der Absatz an Ferkeln lag bei 2,46 Mio. Stück. Auch der Handel mit Großvieh konnte ausgebaut werden. Das Plus bei Fleckviehfressern und schwarzbunten Kälbern lag bei  +15,9 % im Vergleich zum Vorjahr; insgesamt wurden über 46.800 Tiere abgesetzt. 

Für Tierwohl und Agrarkultur



Das Engagement von Westfleisch für Tierwohl und Agrarkultur, für einen branchenweiten Mindestlohn bzw. Sozialstandards und für qualitativ hochwertiges Fleisch werde ernst genommen, versicherte Giesen in seinem Geschäftsbericht vor den Mitgliedern in der Halle Münsterland. Die Unternehmensgruppe hatte über fünf Jahre Pionierarbeit zum Projekt Tierwohl geleistet und den Begriff maßgeblich mitgeprägt. Lebensmitteleinzelhandel, Landwirte und Fleischwirtschaft haben zum Jahresbeginn 2015 die „Brancheninitiative Tierwohl” gestartet, um die Haltung in der Ferkelerzeugung und in der Schweinemast zu verbessern. „Das große Echo aus unserer Veredelungsregion ist ein positiver Beleg für die erfreulich offene Haltung der Landwirte, tiergerechter zu erzeugen”, sagte Giesen. Die Anzahl der Westfleisch-Anteilseigner ist 2014 um 99 Mitglieder gestiegen. Zum Jahresende hatte die Genossenschaft 4.218 Eigner von Anteilen (Vj.: 4.119). 

Mehr Eigenkapital für Unabhängigkeit



Westfleisch-Finanzvorstand Carsten Schruck wartete für das Geschäftsjahr 2014 folglich auch mit verbesserten Kennzahlen auf. Der Jahresüberschuss nach Steuern erreichte im Konzern erstmals 12,6 Mio. Euro (+4,2 Mio. Euro gegenüber Vorjahr). Im Herbst 2014 wurden mit einer Genussschein-Aktion weitere 10,4 Mio. Euro an Liquidität und Eigenkapital eingeworben, berichtete Schruck den Mitgliedern, „um den Verschuldungsgrad von Westfleisch weiterhin gering zu halten“. Die Eigenkapitalquote konnte sich gemessen an der Bilanzsumme bei 43% trotz erhöhter Investments von rund 40 Mio. Euro weiter festigen. Schruck: „Eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung gelingt nur mit einer guten Eigenkapitalausstattung. Sie ist die Basis für den Erhalt unserer Unabhängigkeit.”

Die Dividenden auf die Geschäftsguthaben in der Westfleisch eG und auf die Aktien der Westfleisch Finanz AG wurden erneut mit jeweils 4,5% dotiert. Der in der Bilanz berücksichtigte Sonderbonus für Vertragsbetriebe wurde auf insgesamt 2,8 Mio. Euro (+1,1 Mio. Euro) angehoben. Die Aktionäre der Finanz AG sollen ebenfalls eine Bruttodividende von 4,5% erhalten. Schruck stellte heraus: „Damit beteiligen wir unsere Anteilseigner und Kooperationslandwirte über die ordentliche Verzinsung des eingelegten Kapitals am deutlichen Erfolg der Westfleisch-Gruppe.” 

Branche in Bewegung 

Die Fleischbranche unterlag 2014 erheblichem Strukturwandel. Westfleisch hat sich mit der Übernahme des Fleischwarenherstellers Aldenhoven in Gelsenkirchen und dem Erwerb der Rindersparte des Unternehmens Gausepohl im Februar 2015 daran beteiligt. Die Minderheitsbeteiligung von 49 % an der FVZ Westfood GmbH in Holzwickede wurde an den Mehrheitsgesellschafter Vion veraußert. 

Sozialstandards ausgebaut

Westfleisch gehörte 2014 zu den Erstunterzeichnern des über den Bundesverband VDF zusammen mit dem Bundesarbeitsministerium erarbeiteten „Verhaltenskodex der deutschen Fleischwirtschaft”, der Sozialstandards im Umgang und zur zeitweisen Unterbringung der Arbeitnehmer regelt. Westfleisch hatte einen freiwilligen Mindestlohn bereits 2007 eingeführt. Mit dem zur Gruppe gehörenden Personaldienstleister Wenova setzt Westfleisch bei Werkverträgen und Arbeitnehmerüberlassung stärker wieder auf unternehmenseigene Mitarbeiter zu Lasten externer Dienstleister. Ende 2014 beschätigte Wenova bereits über 650 Mitarbeiter, aktuell sind es 950 – Tendenz weiter steigend. 

SCE – Bekanntes Neuland 

Mit der Umwandlung in eine europäische Genossenschaft, eine „Societas Cooperativa Europaea” (kurz SCE), betritt Westfleisch in Deutschland neues Terrain. Aus der „eingetragenen Genossenschaft“ (eG) nach deutschem Genossenschaftsrecht soll nach Vorarbeiten im abgelaufenen Geschäftsjahr in 2015 eine SCE werden. Sie ist die Form auf europäischer Ebene zu den traditionellen nationalen Genossenschaften. Hintergrund ist die zunehmend stärkere Internationalisierung der Fleischwirtschaft. Der Wettbewerb verlange – vor allem in der Zusammenarbeit mit europaweit tätigen Handelsunternehmen – zunehmend eine internationale Offenheit.

Dem will sich Westfleisch stellen um zukunftsfähig zu bleiben, bekräftigte der zum Jahresende aus Altersgründen ausscheidende Vorstandsprecher Giesen in seinem letzten Geschäftsbericht. Ab dem 1. September 2015 wird Christian Leding, der vom Aufsichtsrat bereits Ende 2014 als Nachfolger bestimmt wurde, seine Tätigkeit in Münster aufnehmen und ab Januar 2016 zusammen mit Carsten Schruck die Geschäfte der Genossenschaft führen. (dpa) 

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