Arbeitszufriedenheits-Studie 2023: Arbeitszufriedenheit auf Rekordhoch

Zeitarbeit als Karrierechance für Akademiker unbekannt

03.05.2023 - Deutschland

Deutschlands Arbeitnehmer:innen sind zufriedener denn je: 79 Prozent sagen, dass sie "eher zufrieden" bis "vollkommen zufrieden" mit ihren Arbeitsbedingungen sind. Das ist der höchste Wert, seitdem AVANTGARDE Experts im Jahr 2016 die Arbeitszufriedenheitsstudie gestartet hat. Die Arbeitszufriedenheit liegt dabei deutlich über dem Vorjahr (68 Prozent) und sogar über dem bisherigen Höchstwert von 2019 (72 Prozent). "Angesichts der vielen Krisen ist diese Entwicklung sehr erfreulich. Offenbar bemühen sich etliche Unternehmen ernsthaft um ihre Mitarbeitenden - und dies nachhaltig, da die früheren hohen Werte nochmal übertroffen wurden", erklärt Philipp Riedel, CEO von AVANTGARDE Experts, zur Vorstellung der "Arbeitszufriedenheitsstudie 2023".

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Viel mehr Lust auf Jobwechsel - trotz hoher Zufriedenheit

Paradox: Trotz der hohen Arbeitszufriedenheit ist auch die Wechselbereitschaft auffällig gestiegen. In 2022 hatten noch 82 Prozent einen kurzfristigen Jobwechsel verneint. Nun sind es lediglich 62 Prozent, die einen Wechsel für die nächsten sechs Monate ausschließen. "Offenbar sind sich inzwischen deutlich mehr Beschäftigte ihrer Chancen auf dem Arbeitsmarkt bewusst. Während im Multi-Krisen-Jahr 2022 noch viele an einem sicheren Job festhielten, sind nun wesentlich mehr offen für neue Stellenangebote", so Riedel weiter.

Gehalt als stärkster Bindungsfaktor

52 Prozent der Wechselwilligen würden allerdings für mehr Geld bleiben. 2022 waren es nur 43 Prozent. "Der langfristige Bindungseffekt von Gehalt ist fraglich. Doch ist es als Hygienefaktor für viele entscheidend", meint Riedel. Immerhin würden sich sogar 50 Prozent derjenigen, die aktuell keinen neuen Job suchen, durch mehr Geld zum Wechsel animieren lassen. Auch als positiver Einflussfaktor auf die Arbeitszufriedenheit bestätigt sich mit 62 Prozent "ein besseres Gehalt" zum wiederholten Male in der Arbeitszufriedenheits-Studie von AVANTGARDE Experts. Weit abgeschlagen liegen "flexible Arbeitszeiten" mit 38 Prozent auf Platz 2.

Flexibles Arbeiten: Top - Erkennen von Mitarbeiterbedürfnissen: Flop

Viele Dinge laufen gut in deutschen Unternehmen: 58 Prozent der Befragten bewerten jeweils "Flexibles Arbeiten" und die "Vereinbarkeit von Beruf & Familie" in ihren Firmen als eher gut bis sehr gut. Hingegen haben Unternehmen beim "Erkennen & Beachten von Mitarbeiterbedürfnissen" Nachholbedarf: 32 Prozent empfinden dies als eher schlecht bis sehr schlecht. Dabei fällt wie bereits 2022 auf, dass sich bemerkenswert viele Arbeitnehmer:innen in der aktuellen Position unterfordert fühlen: 25 Prozent der Beschäftigten finden, ihr Potenzial sei nicht ausgeschöpft, sie könnten wertvoller für das Unternehmen sein (14 Prozent) oder fühlen sich sogar komplett unterfordert (3 Prozent). Das sind insgesamt 42 Prozent, ein Prozentpunkt mehr als 2022. 2017 waren es erst 17 Prozent.

Studienschwerpunkt Zeitarbeit: Chronische Imagekrise und verkannter Karrierebooster

Erneut hat AVANTGARDE Experts ein Sonderthema untersucht, in diesem Jahr war es die Arbeitnehmerüberlassung. Die Vorurteile zu dieser sozialversicherungspflichtigen Arbeitsform zeigen sich auch hier: So ist Arbeitnehmerüberlassung für 53 Prozent der Arbeitnehmer:innen negativ behaftet. Hingegen sind über 80 Prozent der über AVANTGARDE Experts eingesetzten Zeitarbeitnehmer:innen mit ihren Arbeitsbedingungen zufrieden und fühlen sich bei ihren Entleihern gut bis sehr gut integriert. 60 Prozent der Studienteilnehmer:innen (alle mit akademischen Hintergrund) würden keinen Zeitarbeitsjob annehmen, nur 20 Prozent sind offen dafür. Indes wissen 66 Prozent nicht, dass Arbeitnehmerüberlassung bei vielen Konzernen auch für Akademiker:innen eine relevante Einstiegschance ist. Immerhin sind 85 Prozent der Mitarbeiter:innen mit Führungsverantwortung offen, in ihrem Team auch Externe einzusetzen.

Fazit: Führung braucht mehr Fingerspitzengefühl

Die hohe Zufriedenheit unter Deutschlands Angestellten zeigt, dass in Unternehmen ein neues Bewusstsein für Mitarbeiter:innen entstanden ist. Dennoch ist ein hoher Anteil an Beschäftigen stets absprungbereit und erwartet mehr Gehalt. Spätestens das durch Unterforderung verschenkte Potenzial sollte Führungskräfte hellhörig machen und ein wirkliches Interesse an ihren Mitarbeitenden als Menschen wecken. Empathie ist von Teilnehmer:innen der Studie die meist gewünschte Eigenschaft einer Führungskraft - und da müssen Deutschlands Entscheider:innen besser werden. Auf diese Weise steigt die Chance, die Beschäftigen passend einzusetzen und im Unternehmen zu halten.

"Bessere Führungsarbeit ist auch bei der Arbeitnehmerüberlassung gefragt - deren Imagekrise chronisch ist. Hier besteht nach wie vor ein enormer Aufklärungsbedarf, vor allem zu den Karrierechancen für Akademiker:innen", erklärt Riedel. Führungskräfte werden künftig häufiger heterogene Teams führen - auch in puncto Beschäftigungsform. "Damit jedoch auch die Zeitarbeit ihre Stärken ausspielen kann, sind noch mehr Kommunikation, Motivation und Integration nötig - eine Kernaufgabe für Führungskräfte. Denn Arbeitnehmerüberlassung ist ein zeitgemäßes Beschäftigungsmodell, das die Flexibilitätsbedürfnisse von Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen gleichermaßen bedienen kann. Das schlechte Image unter Akademikern von flexibleren Anstellungsverhältnissen ist vor allem auch ein deutsches Problem. Viele Länder um uns herum sind schon deutlich besser den modernen Bedürfnissen flexibler und projektbezogener Arbeitswelten angepasst", so Riedel.

Seit 2016 untersucht AVANTGARDE Experts die Arbeitszufriedenheit von Arbeitnehmer:innen in Deutschland. In diesem Jahr wurde in der repräsentativen Befragung zusätzlich ein Stimmungsbild zur Beschäftigungsform Arbeitnehmerüberlassung erhoben. Die Studie wurde im Auftrag von AVANTGARDE Experts von YouGov unter 1.093 Personen vom 28.02.23 bis zum 09.03.23 durchgeführt.

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