Europäische Landwirtschaft ohne chemische Pestizide im Jahr 2050

Ergebnisse einer bahnbrechenden Foresight-Studie

28.03.2023 - Frankreich

Obwohl die negativen Auswirkungen chemischer Pestizide auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit gut dokumentiert sind, tut sich die europäische Politik schwer damit, Fortschritte bei der Erreichung des Ziels zu machen, den Einsatz chemischer Pestizide bis 2030 um 50 % [1] zu reduzieren. Diese Beobachtung veranlasste 144 Experten, Wissenschaftler und Interessengruppen, zwei Jahre lang zusammenzuarbeiten, um eine vorausschauende Studie zu erstellen, die einen Modellwechsel anstrebt und Agrar- und Lebensmittelsysteme ohne chemische Pestizide bis 2050 vorsieht.

INRAE - Christophe MAITRE

Grasstreifen und Hecke am Rande eines Feldes.

Chemische Pestizide sind in den heutigen konventionellen landwirtschaftlichen Systemen unverzichtbar. Die drastische Reduzierung ihres Einsatzes bis hin zu ihrer völligen Abschaffung in der Landwirtschaft ist ein heikles Thema, für das es keine einfache Lösung gibt. Diese Foresight-Studie geht hinsichtlich des Endziels und des Zeitrahmens weiter, indem sie die Frage stellt, ob ein wirksamer Pflanzenschutz in einer pestizidfreien Landwirtschaft in Europa bis zum Jahr 2050 machbar ist und wie der Übergang zu dieser Art von Landwirtschaft erfolgen kann. Unter welchen Bedingungen wäre eine solche Umstellung möglich? Welche Auswirkungen hätte das auf die Produktion, die Landnutzung, die Handelsbilanz und die Treibhausgasemissionen? Diese vorausschauende Studie, die im Rahmen des Prioritären Forschungsprogramms (PPR) "Growing and protecting crops differently" und in Zusammenarbeit mit der Europäischen Forschungsallianz "Towards a Chemical Pesticide-Free Agriculture"[2] durchgeführt wurde, soll all diese Fragen beleuchten und Wege in die Zukunft aufzeigen. Sie bietet drei Szenarien für eine pestizidfreie Landwirtschaft in Europa im Jahr 2050, jeweils mit einem Übergangspfad und Beispielen für diese Szenarien und Pfade in vier europäischen Regionen, zusammen mit einer quantitativen Bewertung ihrer Auswirkungen in Europa:

  • Szenario 1: "Globaler Markt": globale und europäische Lebensmittelwertschöpfungsketten auf der Grundlage digitaler Technologien und pflanzlicher Immunität für einen pestizidfreien Lebensmittelmarkt.
  • Szenario 2: "Gesunde Mikrobiome": Europäische Wertschöpfungsketten auf der Grundlage von Pflanzenholobionten, Boden- und Lebensmittelmikrobiomen für eine gesunde Ernährung.
  • Szenario 3: "Eingebettete Landschaften": komplexe und diversifizierte Landschaften und regionale Lebensmittelwertschöpfungsketten für ein gesundes Lebensmittelsystem.

In jedem Szenario werden bei pestizidfreien Anbausystemen die Diversifizierung der Kulturen, die Entwicklung von Biokontrollmitteln, die Auswahl geeigneter Kulturen und Sorten, digitale Technologien und landwirtschaftliche Geräte sowie Überwachungssysteme zur Vorhersage des Auftretens von Schädlingen eingesetzt.

Differenzierte, für jedes Szenario gemessene Auswirkungen

Einer der wichtigsten Aspekte dieser Vorausschau-Studie ist die Quantifizierung der Auswirkungen der einzelnen Szenarien auf die landwirtschaftliche Produktion, die Landnutzung, die Treibhausgasemissionen und den Handel, basierend auf den Ergebnissen von Simulationen eines Biomasse-Gleichgewichtsmodells auf europäischer und globaler Ebene.

Was die europäische Agrarproduktion betrifft, so schwankt die Kalorienproduktion je nach Szenario zwischen -5 % und +12 %, wobei ein Gleichgewicht zwischen der Verringerung des Verbrauchs tierischer Erzeugnisse und der Erhaltung der Grünlandflächen gefunden werden muss. Was die Handelsbilanz betrifft, so bieten die Gesamtauswirkungen der Szenarien 2 (Gesunde Mikrobiome) und 3 (Eingebettete Landschaften) Europa einen Spielraum, um seine Ernährungssouveränität zu sichern und seine Erzeugnisse zu exportieren. Die drei Szenarien reduzieren die Treibhausgasemissionen um -8 % (Szenario 1), -20 % (Szenario 2) und sogar um bis zu -37 % (Szenario 3). Alle drei Pfade führen zu einem Anstieg des Kohlenstoffbestands in Böden und Biomasse, was in den Szenarien 2 und 3 zur Kohlenstoffneutralität des Agrar- und Ernährungssektors bis 2050 beiträgt.

Der Schlüssel zum Erfolg: eine kohärente europäische Politik, die Einbeziehung aller Akteure der Wertschöpfungskette und eine Risikoteilung unter den Beteiligten

Ein wirksamer Pflanzenschutz ohne chemische Pestizide hängt von mehreren Hebeln ab, die gemeinsam aktiviert werden müssen: zeitliche und räumliche Diversifizierung der Kulturen, Entwicklung von biologischen Schädlingsbekämpfungsmitteln und biologischen Inputs, geeignete Sortenwahl, landwirtschaftliche Geräte und digitale Instrumente sowie Instrumente zur Überwachung der Schädlingsdynamik und der Umwelt. Biologische Regulierungsmechanismen auf Boden-, Feld- und Landschaftsebene sollten ebenso gefördert werden wie vorbeugende Maßnahmen zur Schädlingsbekämpfung.

Konkrete Fallstudien in Italien, Rumänien, Finnland und Frankreich haben dazu beigetragen, Wege für den Übergang zu finden, die zeigen, dass das gesamte Lebensmittelsystem in diese Umgestaltung einbezogen werden muss und alle Akteure der Kette, von den Erzeugern über die Verbraucher, die ihre Ernährung ändern müssen, bis hin zu den Behörden, die für öffentliche und ordnungspolitische Maßnahmen zuständig sind, einbezogen werden müssen. Der Übergang zu einer chemiepestizidfreien Landwirtschaft erfordert eine kohärente Mischung aus europäischen öffentlichen Maßnahmen zur Verringerung des Pestizideinsatzes, die mit anderen Politikbereichen wie der Lebensmittelpolitik verknüpft sind, die Unterstützung des Übergangs durch eine Neugestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und wirtschaftliche Instrumente, die als Hebel eingesetzt werden können, sowie die Schaffung pestizidfreier Märkte durch Handelsabkommen. Schließlich müssen sich die verschiedenen Interessengruppen das Risiko der Umstellung ihrer Anbausysteme und der Versorgung mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Lebensmitteln teilen.

Die in der Foresight-Studie untersuchten Szenarien sollen Entscheidungsträgern und Wissenschaftlern dabei helfen, neue Forschungswege zu finden, um bis zum Jahr 2050 ein europäisches Agrar- und Lebensmittelsystem ohne chemische Pestizide zu schaffen.

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[1] Synthetische Pestizide und andere Stoffe, die für die Umwelt und/oder die menschliche Gesundheit schädlich sind, wie z. B. Kupfer.

[2] https://www.era-pesticidefree.eu

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