Verbraucher mögen Take-aways und Lieferdienste mit Nachhaltigkeit und Komfort

09.11.2022 - Deutschland

Die deutsche Gastronomiebranche hat ein Verpackungsmüllproblem. Zwischen 2000 und 2017 gab es einen Anstieg des Mülls um satte 175 Prozent – insgesamt 303.000 Tonnen gastronomische Serviceverpackungen im Jahr 2017. Im Corona-Jahr 2020 stieg laut Destatis der private Haushaltsmüll nochmal um durchschnittlich 6 kg pro Person gegenüber dem Vorjahr. Das alles hat mit der stetig steigenden Popularität von geliefertem Essen zu tun. Obwohl Verbraucher die Entwicklung beim Müll durchaus kritisch sehen, scheint der Wunsch nach Convenience weit verbreitet. Zwar zeigen die Verbraucher Interesse an Mehrwegsystemen für Take-Away-Verpackungen, nutzen diese in der Praxis allerdings noch  recht selten. So gibt knapp die Hälfte der Befragten an, Interesse an wiederverwendbaren Behältern zu haben, doch nur knapp ein Viertel hat solche Systeme schon einmal genutzt. Dies muss sich bald drastisch steigern, denn allerspätestens ab 2023 muss sich die Branche umstellen. Dann greift für die Gastronomie und das Lebensmittelhandwerk die Mehrweg-Pflicht, die eine Umstellung unumgänglich macht. Der Gesetzgebung zufolge müssen Betriebe zu allen Einwegverpackungen mit Kunststoffanteil auch Mehrwegalternativen anbieten, für die sie zwar Pfand verlangen dürfen – diese dürfen aber insgesamt nicht teurer als die Einwegoptionen sein.

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Nachhaltige und praktische Verpackungskonzepte gefragt

Über die Hälfte der Konsumenten ist bereit, mehr Geld für umweltfreundlich verpacktes Essen zum Bestellen oder Mitnehmen auszugeben. Da viele trotzdem nicht auf den Convenience-Faktor verzichten wollen, können Anbieter mit innovativen Materialien punkten, die der Kunde nicht zurückbringen muss und leicht selbst entsorgen kann. Für Mehrweg-Lösungen können Lieferdienste oder Take-Away-Restaurants dem Wunsch ihrer Kunden nach möglichst viel Convenience entgegenkommen, indem sie die Rückgabe von Mehrwegbehältern über Abgabestellen erleichtern, faltbare Behälter anbieten oder Tragegriffe an den Behältnissen anbringen. Der Hersteller Rezzeat bietet den Verbrauchern ebenfalls einen Mehrwert, da seine 100 Prozent recycelbare und wiederverwendbare Pizzaboxen eine zusätzliche Wärmeisolierung besitzen.

Zutaten aus Übersee in der Kritik

Verbraucher in Deutschland blicken zunehmend kritisch auf aus der Ferne importierte Zutaten: Rund die Hälfte der Befragten gibt an, dass sie regionale Zutaten aus Deutschland im Essen von Lieferdiensten bevorzugen. Das heißt nicht, dass Konsumenten in Deutschland auf internationale Küche verzichten möchten. 2021 gaben über drei Viertel der Befragten an, dass bestellbare Speisen eine gute Möglichkeit darstellen, um verschiedene Geschmacksrichtungen aus aller Welt zu probieren. Die Erfolgsformel: Große Chancen liegen in internationalen Gerichten mit regionalen Zutaten. So können beispielsweise auch sehr beliebte Zutaten wie Avocados, deren Import und Zucht einen kritischen Umweltabdruck hinterlassen, mit etwas Fantasie durch regionale Alternativen ersetzt werden. Einige Restaurants und Lieferdienste, wie z. B. MaKE, umgehen die exotische Frucht und bieten als heimische Alternative Erbsen-Guacamole an. 

Klimavorteile von Milchalternativen bewerben 

Verbraucher sind sich zunehmend bewusst, dass ein geringerer Fleischkonsum ihrerseits zu weniger Treibhausgasemissionen führt. Doch nur jeder Zehnte ist sich bewusst, dass dies auch beim Konsum von Milchprodukten der Fall ist. So kann die Verwendung einer Sahnealternative auf Haferbasis anstelle herkömmlicher Sahne die CO₂-Emissionen pro Kilogramm um 88 Prozent reduzieren. Gastronomiebetreiber können hier mit positivem Beispiel vorangehen und verstärkt auf Milchalternativen in Speisen und Getränken setzen und ihre Vorteile aktiv bewerben. So können sie Kunden mit Nachhaltigkeitsbedenken abholen, die sich bisher noch nicht mit dem Einfluss von Milchprodukten auf die Umwelt beschäftigt haben. 

Mintels Fazit  

Der Mintel-Studie zufolge ist Lieferando in Deutschland unangefochtener Marktführer unter den Lieferdiensten – weit vor Wolt und Uber Eats. Ob Marktriese oder Herausforderer, sie alle müssen sich bis 2023 auf Mehrwegsysteme vorbereiten. Trotz des gestiegenen Umweltbewusstseins der Verbraucher zeigt die Mintel-Studie, dass der Convenience-Faktor bei geliefertem Essen noch immer wichtig ist. Ziel der Branche muss es daher sein, umweltschonende und zugleich praktische Konzepte zu entwickeln. Auch hinsichtlich der Zutaten können Gastronomiebetreiber auf mehr Nachhaltigkeit setzen. So ist mehr Umweltbewusstsein für die Branche auch eine Chance, Kunden zu gewinnen, die Lieferdienste aus Sorge um die Umwelt noch nicht oder sehr wenig nutzen.

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