foodwatch kürt Werbeschmäh des Monats: Fruchtgummi Häschen voller Zusatzstoffe werben mit „Natur pur“

Werben mit „Natürlichkeit“ braucht endlich klare gesetzliche Vorgaben

12.07.2022 - Österreich

Der Werbeschmäh des Monats Juli geht an „Beauty Sweeties Zuckerfreie Häschen aus Fruchtgummi“ (erhältlich in Drogeriemärkten). Die Begründung: Auf der Verpackung wird das Produkt mit „Natur Pur“ beworben. Tatsächlich sind diese Fruchtgummis aber voller Zusatzstoffe und können schon nach fünf Häschen abführend wirken.

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Viele Lebensmittel werben mit dem Versprechen der Natürlichkeit. „100 Prozent Natur“, „natürliche Zutaten“ oder „Natur pur“ sind nur einige dieser Botschaften. Bereits vor einiger Zeit ergab eine Umfrage in Deutschland, dass Konsument*innen sich bei den Angaben „Natur“ oder „natürlich“ auf Lebensmitteln keine Zusatzstoffe sowie möglichst naturbelassene und wenig verarbeitete Zutaten im Lebensmittel erwarten. Die Realität im Supermarkt sieht oft anders aus, wie der foodwatch Werbeschmäh des Monats zeigt. Das Problem: Es gibt keine klare gesetzliche Regelung dafür, was ein Produkt erfüllen muss, um mit „Natürlichkeit“ werben zu dürfen.

Im Zuge der jüngsten Recherchen zum Thema „Werben mit Natürlichkeit“ stieß foodwatch Österreich auf ein besonders ärgerliches Exemplar in einem Drogeriemarkt. Die „Zuckerfreien Häschen“ von der Firma Beauty Sweeties werben auf der Verpackung groß mit „Natur pur“. Sie enthalten aber eine ganze Reihe Zusatzstoffe. Allein die ersten vier Zutaten auf der Zutatenliste sind Zusatzstoffe. Weitere Zutaten: Saftkonzentrat, Palmöl, und natürliche Aromen und weitere Zusatzstoffe.

„Viele Konsument*innen erwarten sich bei Aufschriften wie „Natur“ oder „natürlich“ wenig verarbeitete Produkte, die keine Zusatzstoffe enthalten. Das Beispiel der zuckerfreien Häschen von Beauty Sweeties beweist, dass dieser Anspruch von der Industrie nicht automatisch erfüllt wird“, sagt Lisa Kernegger Leiterin von foodwatch Österreich. Sie betont: „Es fehlt an konkreten rechtsverbindlichen Definitionen und Regelungen, wie mit diesen Begriffen umgegangen wird. So wie es derzeit gehandhabt wird, ist der Mehrwert solcher Auslobungen für Konsument*innen meiner Meinung nach nicht gegeben.“

Die Beauty Sweeties Häschen sind zwar eines der ärgerlichsten, aber bei weitem nicht das einzige Lebensmittel, das mit „Natürlichkeit“ wirbt. Viele Hersteller wollen ihre Produkte mit solchen Versprechen besser dastehen lassen als die Konkurrenz. Oft verzichten sie dann zumindest auf Zusatzstoffe. Doch foodwatch Recherchen im Supermarkt haben ergeben, dass Aufschriften auf Lebensmitteln wie „100% natürliche Zutaten“ nichts darüber aussagen, ob ein Lebensmittel „natürlicher“ ist als sein Nachbarprodukt im Regal.

Beispielsweise werben Lorenz Naturals Chips Classic mit „natürlichen Zutaten“. Die Chips bestehen aus Kartoffeln, Sonnenblumenöl und Salz. Auch Clever Chips, die nicht mit „Natürlichkeit“ werben, bestehen aus diesen drei Zutaten. „Bloß, weil zum Beispiel „natürliche Zutaten“ auf der Verpackung steht, heißt das noch lange nicht, dass dieses Produkt auch „natürlicher“ ist als die Konkurrenz. Solche Aufschriften dienen dem Marketing. Oft enthalten so beworbene Produkte gleiche oder ähnliche Zutaten wie vergleichbare Produkte. Hier lohnt sich ein Blick auf die Zutatenliste“, erklärt Lisa Kernegger.

foodwatch fordert daher eine klare gesetzliche Regelung für die Verwendung von Begriffen wie „Natur pur“ oder „natürliche Zutaten“.

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