Ei ist die am wenigsten entwickelte “plant-based”-Kategorie - das wollen wir mit Perfeggt ändern

Gründer im Interview: Perfeggt

23.02.2022 - Deutschland

Perfeggt ist ein Foodtech-Unternehmen aus Berlin, spezialisiert auf die Erforschung, Entwicklung und Herstellung von pflanzenbasierten Ei-Alternativen. Das erste Perfeggt-Produkt, das aus einem komplexen, pflanzlichen Proteinsystem besteht, kann als Rührei oder Omelette zubereitet werden. Das multidisziplinäre, internationale Team um die Gründer:innen Tanja Bogumil (CEO), Gary Lin und  Bernd Becker (CPO) besteht aus Unternehmer:innen, Pionier:innen und Spezialist:innen für alternative Proteine. Perfeggt erforscht pflanzliche Proteinquellen und ihre Kombinationen, die den ernährungsphysiologischen und funktionalen Eigenschaften des tierischen Originals am nächsten kommen. Nur so können aus pflanzlichen Eiweißen Lebensmittel entstehen, die in ihrer Textur, ihrem Aroma und ihrem vollem Geschmack beeindrucken. Perfeggt wurde Anfang 2021 gegründet und hat in seiner ersten Finanzierungsrunde 2,5 Millionen Euro eingesammelt. Investoren sind unter anderem die EVIG Group, Stray Dog Capital, Good Seed Ventures, E²DJD, Tet Ventures, Sustainable Food Ventures und Shio Capital. Perfeggt gehört zur Lovely Day Foods GmbH.

Perfeggt/Patrycia Lukaszewicz

Perfeggt/Patrycia Lukaszewicz

Gründer: Bernd Becker, Gary Lin, Tanja Bogumil (v.l.n.r.)

Perfeggt/Patrycia Lukaszewicz
Perfeggt/Patrycia Lukaszewicz

Herzlichen Dank, Tanja Bogumil, für die Beantwortung der Interview-Fragen der yumda-Redaktion.

1. Wie seid ihr auf die Idee mit der Ei-Alternative gekommen?

Im Laufe meiner Tätigkeiten im AgriTech-Bereich wurde mir in den vergangenen Jahren immer bewusster, dass die Lebensmittelindustrie auf einem nicht nachhaltigen System basiert. Dass wir das aber ändern können (und müssen), zeigen uns etwa die mittlerweile sehr viel konsumierten Milch- und Wurst-Alternativen. Die Nachfrage nach alternativen, nicht-tierischen Proteinquellen ist insgesamt riesig, doch die Kategorie “Ei” wurde dabei bislang noch vernachlässigt. Wie man Unternehmen aufbaut, die tierische Produkte in Lebensmitteln durch nachhaltigere Inhaltsstoffe ersetzen, ist ein Thema, mit dem sich unser Co-Founder Gary Lin seit Jahren beschäftigt und das er erfolgreich umsetzt. Mit Bernd Becker haben wir außerdem einen Experten und Pionier alternativer Proteine an Bord, dessen oberste Prämisse es ist, Lebensmittel auf Pflanzenbasis zu entwickeln, die den Konsument:innen schmecken. 

2. Wie lange hat die Entwicklung gedauert und was waren die herbsten Rückschläge?

Das tierische Produkt Ei ist ein komplexes Lebensmittel, das wir versuchen in seinen vielfältigen Eigenschaften als nachhaltigeres, pflanzliches Produkt nachzubauen. Das ist eine große Herausforderung auf dem Feld der modernen Lebensmitteltechnologie. Doch genau darin besteht die Expertise unseres Chief Product Officers Bernd Becker, der maßgeblich  für die Entwicklung von Perfeggt verantwortlich ist. Im Frühjahr 2022 soll das erste Produkt – eine Version des verquirlten Eis, das sich als Rührei oder Omelette zubereiten lässt – auf den Markt kommen und zunächst über die Gastronomie und im Foodservice-Bereich angeboten werden. Im Verlauf des Jahres wollen wir es dann auch im Lebensmitteleinzelhandel für den Endverbraucher anbieten. Parallel arbeiten wir kontinuierlich an der Entwicklung weiterer pflanzenbasierter Ei-Anwendungen. 

3. Wie war das erste Feedback vom Markt?

Um es kurz und knapp zu sagen: Der Markt ist bereit und wartet auf Perfeggt. Dies entnehmen wir der unglaublichen Resonanz, die wir seit Bekanntgabe unserer ersten Finanzierungsrunde über 2,5 Millionen Euro wahrnehmen.

Insgesamt waren alternative Proteine noch nie zuvor so stark im Massenmarkt verbreitet wie heute. Viele Verbraucher:innen – über Veganer:innen und Vegetarier:innen hinaus – haben inzwischen das große Bedürfnis pflanzliche Alternativprodukte in ihren Speiseplan zu integrieren. Ein Drittel aller Europäer:innen bezeichnet sich beispielsweise schon jetzt als Flexitarier, d.h. sie verzichten regelmäßig bewusst auf tierische Proteine. So haben sich alternative Proteine in den letzten Jahren von einem Nischenprodukt zu einem Mainstream-Phänomen entwickelt. Die Nachfrage nach pflanzenbasierten Eiern ist jedoch kaum vorhanden. Das liegt aber nicht daran, dass es keine Nachfrage gäbe, sondern daran, dass es bisher kein ausreichendes Angebot gibt. Ei ist die am wenigsten entwickelte “plant-based”-Kategorie. Das wollen wir mit Perfeggt ändern. 

4. Habt ihr euch den Markt so vorgestellt?

Wir haben unter anderem mit Simone Poppe als COO und Bernd Becker als CPO zwei ausgewiesene Branchen-Größen und -Expert:innen an Bord von Perfeggt, die den Markt sehr gut kennen. Und das ist wichtig. Denn wohl kaum eine andere Industrie ist einerseits so essentiell und  andererseits auch so festgefahren in alten Strukturen. Um den Markt dauerhaft zu verändern, ist die Kombination aus Erfahrung und visionärem Unternehmertum für uns essentiell. Daher freuen wir uns sehr über die positive Resonanz, die wir bisher bekommen haben. Sie bestärkt uns darin, dass wir auf dem richtigen Weg sind. 

5. Welche Besonderheiten hattet ihr zu meistern?

Das Ei ist für uns als Konsument:innen ein wahres “Wunderprodukt”. Denn es muss und kann so viele verschiedene Funktionen erfüllen: ob als Mahlzeit in Form eines Rühreis, Proteinquelle oder Zutat und Bindemittel im Kuchen. Und dabei wollen Konsument:innen letztlich, dass es einfach ist und gut schmeckt. Bei der Entwicklung müssen wir hingegen die verschiedenen Komponenten beachten – etwa eine gute Textur, eine gute Farbe, die richtige Festigkeit, guten Geschmack. Für Verbraucher:innen soll es zudem einfach zu handhaben sein. Deswegen ist unsere Produktentwicklung so spannend und vielschichtig, um die Bedürfnisse der Konsument:innen zu 100 Prozent erfüllen zu können.

6. Würdet ihr es wieder tun?

Klare Frage, klare Antwort: zu 100 Prozent ja!

7. Was gebt ihr neuen Start-ups mit auf den Weg?

It’s all about the people: Stellt euch ein Team der Besten zusammen! Sucht euch Partner:innen, Kolleg:innen, Mitarbeiter:innen, die für das gleiche Ziel brennen wie ihr und dabei ganz unterschiedliche Expertisen mitbringen: Menschen, die andere Dinge wissen und können als ihr, die eure Fähigkeiten ergänzen. So gestaltet ihr ein Unternehmen aus einem Team, das konstruktiv Hand in Hand arbeitet.

Lasst euch nicht von bestehenden Strukturen beeinflussen oder bremsen. Ihr tretet an, um etwas zu verändern und Dinge zu verbessern. Es ist nur natürlich, dass sich dadurch auch die umgebenden Strukturen früher oder später verändern müssen. Das ist zu Beginn vielleicht mühselig und kostet viel Kraft, aber wenn ihr von eurer Idee überzeugt seid und damit einen Mehrwert für die Welt bietet, dann wird sich alle Mühe lohnen!

Wagt Neues und glaubt an eure Vision, aber seid dabei so mutig, die Erfahrungen und das Wissen von Expert:innen in bereits bestehenden Märkten mit einzubeziehen und für euch zu nutzen. Macht euch mit euren Branchen, ihren Expertenfeldern und ihrer Historie vertraut, um sie mit Expertise und Selbstvertrauen in die Zukunft zu führen. 

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