Vom Acker in die Tonne

28.09.2021 - Deutschland

Am 29. September ist Tag der Lebensmittelverschwendung und die Aktionswoche „Deutschland rettet Lebensmittel“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) beginnt. Auch wenn das Thema bei Verbraucherinnen und Verbrauchern immer präsenter wird, ist noch ein weiter Weg zu gehen, um das Ziel der Halbierung von Lebensmittelverlusten bis 2030 zu erreichen. Dabei ist die gesamte Wertschöpfungskette gefordert.

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Die Hälfte wäre vermeidbar

Aktuelle Zahlen für Lebensmittelabfälle in Deutschland schwanken zwischen 12 und 18 Millionen Tonnen pro Jahr. Zurückzuführen sind diese unterschiedlichen Ergebnisse auf verschiedene Studiendesigns und Definitionen der Begriffe „Lebensmittel“ und „Lebensmittelabfall“. „Möhren, die zu klein sind und deshalb untergepflügt und nicht geerntet werden, sowie Lebensmittel, die als Tierfutter verwendet oder die durch gemeinnützige Organisationen gerettet werden, sind in der im Auftrag des BMEL durchgeführte Baseline-Studie nicht miteinberechnet. Hiernach gelten diese Lebensmittel nicht als Abfall“, erklärt Eva Katharina Hage, Expertin zum Thema Lebensmittelverschwendung bei der Verbraucherzentrale Berlin. Andere Studien rechnen diese „Verluste“ indes mit groben Schätzungen mit ein. Aber auch wenn sich die Angaben zum Gesamtabfallaufkommen unterscheiden, sind sich alle Studien in einem Ergebnis einig: Über die Hälfte der Lebensmittelabfälle wäre vermeidbar.

Was ist vermeidbar, was nicht?

Knochen, Schalen oder Pflanzengrün sind unvermeidbare bzw. teilweise unvermeidbare Lebensmittelabfälle. Essbar sind Kartoffelschalen oder Bio-Möhrengrün nämlich theoretisch auch. Vermeidbare Lebensmittelabfälle sind solche, die bei der Entsorgung noch genießbar sind oder es bei rechtzeitigem Verzehr gewesen wären: zum Beispiel das hart gewordene Brot im Schrank, die schrumpelige Paprika in der Ecke vom Kühlschrank oder der vorsorglich weggeworfene Joghurt, dessen Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) bereits überschritten ist. Hiervon fällt in Haushalten leider viel zu viel an.

Aber auch krummes oder nicht normgerechtes Gemüse, Brot und Backwaren vom Vortag oder Trockenware mit falsch gekennzeichneten Etiketten sind im Groß- und Einzelhandel Lebensmittel, die keine Abnehmer finden und in großen Mengen verschwendet werden. Was also tun?

Vermeidung von Lebensmittelabfällen spart bares Geld

Verbraucher entsorgen pro Kopf etwa 75 Kilogramm Lebensmittel im Jahr, wovon schätzungsweise die Hälfte vermeidbar wäre. Das bedeutet gleichzeitig bares Geld, was ungenutzt in der Tonne landet. Ein bewusster Umgang mit Lebensmitteln ist also auch für das eigene Sparschwein von Bedeutung.

Das Stichwort lautet: Überblick behalten und vorausschauend planen. Das heißt nicht, dass der spontane Restaurantbesuch mit Freunden ausfallen sollte, sondern dass Kühlschrank und Vorräte vor dem nächsten Einkauf kontrolliert werden und übriggebliebene Lebensmittel vor dem Verderb verwertet werden. Dabei können die folgenden Tipps helfen:

  • Einkaufsliste schreiben
  • Übriggebliebenes Brot portionsweise einfrieren und bedarfsgerecht auftauen
  • Milchprodukte wie Joghurt auch nach Überschreitung des MHD mit eigenen Sinnen prüfen – diese sind meistens noch Tage bis Wochen darüber hinaus genießbar
  • Welkes Gemüse in einem Auflauf oder kreativen Reste-Rezepten verwerten
  • Krummes Gemüse oder Produkte mit nahendem MHD gezielt kaufen – diese sind häufig preisreduziert

Forderungen zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung

Laut aktuellen Umfragen sehen Verbraucher Lebensmittelverschwendung bereits als großes Problem und sind hochmotiviert, selbst dagegen aktiv zu werden. Jedoch fordern sie mehr Aufklärung und bessere Verpackungshinweise für die effektive Vermeidung von Lebensmittelverschwendung. Mit dem Hintergrund der Nationalen Strategie gegen Lebensmittelverschwendung und deren Ziel, die Lebensmittelverschwendung in Deutschland pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene bis 2030 zu halbieren, muss nach der Bundestagswahl 2021 vor allem im Hinblick auf die Aufklärungsarbeit gehandelt werden. Hierfür muss sowohl die Ernährungsbildung verbindlich gestärkt als auch eine entsprechende Kommunikation für das Verständnis des MHD sowie unperfekte Ware im Handel gefördert werden. 

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