Hopfenernte und Hopfenmarkt 2019

15.11.2019 - Deutschland

Deutschland fährt nach dem heutigen Datenstand trotz nicht idealer Witterungsbedingungen eine Hopfenernte mit leicht überdurchschnittlichen Mengenerträgen ein. Allerdings enttäuschen erneut die Alphawerte, die bei vielen Sorten unter dem langjährigen Durchschnitt liegen.

Photo by Missy Fant on Unsplash

Tschechien verzeichnet eine gute Durchschnittsernte. Der Alphawert der Sorte Saazer liegt sogar leicht über dem langjährigen Mittel.

In Polen wird eine überdurchschnittliche Ernte eingefahren, die Alphawerte liegen allerdings unter dem Durchschnitt.

Aufgrund des Citrus-Viroids ist Slowenien das einzige Anbauland, in dem die Anbaufläche seit dem letzten Jahr reduziert wurde. Zudem war Slowenien mehrmals von Hagelschlägen betroffen. Dementsprechend fällt die Ernte unterdurchschnittlich aus.

Mit Ausnahme der Sorte Aurora liegen die Alphawerte am oder leicht über dem langjährigen Durchschnitt.

Die USA verzeichnen in diesem Jahr eine gute Ernte. Die Erträge bewegen sich sowohl bei den Aroma- als auch den Hochalphasorten über dem langjährigen Mittel. Die Alphagehalte der meisten Hochalphasorten enttäuschen jedoch mit leicht unterdurchschnittlichen Werten. Die der meisten Aromasorten liegen eher im Durchschnitt.

Aus den aktuellen Hochrechnungen ergibt sich eine Welternte von rund 127.500 t Hopfen. Das wäre die größte Erntemenge seit 1993. Ausgedrückt in Alphasäure ergäben sich rund 12.600 t. Das wäre ein neuer Rekord.

Versorgungslage und Marktsituation

Dem Markt für Sorten des Saazer Formenkreises wird aufgrund der durchschnittlichen bis guten Ernten in Tschechien, Polen, Tettnang, Elbe-Saale und Spalt genügend Ware zur Verfügung stehen.

Wegen der anhaltenden Überversorgung erzielen europäische Sorten für den Craft-Sektor wiederholt die niedrigsten Preise auf dem Freimarkt. Diese Sorten werden auch heuer zum Teil als Alphaware gekauft.

Bei fast allen anderen Aroma- und Hochalphasorten ist der Markt infolge der wiederholt enttäuschenden Alphawerte eng.

Seit der Eröffnung der ersten Freihopfenpools in Deutschland, stiegen die Anzahlungspreise insbesondere für die knappen Sorten Tradition und Perle, aber auch für Hochalphas kontinuierlich an. Für diese Sorten wurden und werden auch Festpreise geboten. Das Angebot an Hochalpha dürfte in diesem Jahr aufgrund der stetigen Flächenausweitungen und der guten Erträge trotz unterdurchschnittlicher Alphawerte über dem Bedarf an Hochalpha liegen. Allerdings gibt es auch Nachholbedarf bei Kunden. Die laufende Vermarktungs- und Lieferkampagne wird zeigen, ob die Hochalpha-Einkaufspreise in dieser Höhe auch gerechtfertigt waren.

In Slowenien wurden sowohl Pool- als auch Festpreisvermarktung angeboten. Dem Freimarkt stand insgesamt wenig Ware zur Verfügung. Der Markt dürfte mittlerweile bis auf geringe Restmengen geräumt sein.

Der Freimarkt in Polen läuft noch. Die Preise bewegen sich auch hier auf einem hohen, aber im Vergleich zu Deutschland moderaten Niveau.

Hopfenvermarktung

Das Erntejahr 2019 ist in Europa das vierte schlechte Alphajahr der letzten fünf Ernten. Allerdings dürfte die Alphaklausel im Unterschied zum letzten Jahr nur in wenigen Ausnahmefällen zum Tragen kommen. Das bedeutet, dass die Hopfenvermarkter den Verlust, der sich aus den niedrigen Alphawerten ergibt, heuer fast vollständig allein ausgleichen müssen.

Es ist ersichtlich, dass der Klimawandel Erträge und Alphawerte zunehmend negativ beeinflusst. Doch das ist nicht das einzige ansteigende Risiko mit dem Hopfenproduktion und -vermarktung kalkulieren müssen. Dazu kommen mehr und mehr gesetzliche Einschränkungen in Pflanzenschutz und Düngung, die durchaus genauso das Potenzial haben, sich negativ auf die Erträge auszuwirken. Nicht zuletzt sehen wir uns mit der Infektion von Hopfen in der Hallertau durch das Citrus-Viroid konfrontiert. Ohne geeignete Gegenmaßnahmen kann diese auf längere Sicht ein gewisses Schadpotenzial bergen.

Es ist unsere Aufgabe und unser Ziel, die Belieferung der Kunden aktuell und in der Zukunft sicherzustellen. Voraussetzung dafür ist eine seriöse Mengen-, Alpha- und Preiskalkulation. Das klingt sehr sachlich und nüchtern, ist aber für alle Vermarkter eine sehr anspruchsvolle Herausforderung. Wir müssen mit mehr Unbekannten rechnen als in der Vergangenheit.

Zusammenfassung

Ausgehend von den bisher vorliegenden Ernteergebnissen und Hochrechnungen wird die Alphabilanz für das Braujahr 2020 positiv ausfallen. Dennoch gibt es sortenbezogene Engpässe im Markt. Das trifft insbesondere für die Sorten Tradition und Perle zu. Inwieweit sich die momentanen Markt- und Preiseinschätzungen im Hochalphabereich bestätigen, werden die kommenden Monate zeigen.

Die Preissignale aus dem Spotmarkt bleiben stark. Die Weltanbaufläche wird, auch aufgrund von bereits abgeschlossenen Kontrakten, weiter ansteigen. Es zeigt sich aber auch, dass sich das Angebot durch die stetigen Flächenausweitungen in vielen Sortensegmenten der Sättigungsgrenze nähert, vorausgesetzt, dass Ernteprognosen und Alphaeinschätzungen nicht zu optimistisch sind.

Weitere News aus dem Ressort Wirtschaft & Finanzen

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Fleisch aus dem Labor