Diabetesexperten wollen nicht in Klöckners Rat zur Zuckerreduktion
Die Strategie von Ernährungsministerin Julia Klöckner für gesündere Fertigprodukte kommt in Gang - doch gleich zum Start hat die CDU-Politikerin eine Absage kassiert. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft will kein Teil des Begleitgremiums sein, dass den Prozess im Auge behalten soll. «In seiner jetzigen Form hat die Wissenschaft in dem Gremium praktisch keinen Einfluss auf die Formulierung konkreter Reduktionsziele», teilte Präsident Dirk Müller-Wieland am Dienstag mit. «Bisher bleiben diese weit hinter dem zurück, was aus wissenschaftlicher Sicht notwendig wäre, um den Anstieg von Übergewicht und Diabetes in Deutschland zu stoppen.»
Das Gremium aus Vertretern der Bundesregierung, der Bundesländer sowie von Verbänden aus den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Lebensmittelwirtschaft, Verbraucherschutz und Wissenschaft tagte Dienstag zum ersten Mal. Es «begleitet, berät und überprüft» laut Ministerium die Vereinbarungen, die bis 2025 schrittweise zu weniger Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten führen sollen. Klöckner setzt dabei auf freiwillige Selbstverpflichtungen der Branche. Kritiker fordern dagegen verbindliche Vorgaben.
Klöckner bedauerte die Absage der Diabetesexperten: Wer nicht mitmache, nehme sich die Möglichkeit, sich konstruktiv zu beteiligen. Sie betonte, es sei wichtig, dass die Beteiligten an einem Tisch säßen, um machbare und überprüfbare Ziele zu finden.
Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels BVLH signalisierte in einem Positionspapier Bereitschaft, «einen wirksamen Beitrag» zu leisten, und etwa in den Eigenmarken der Handelsketten den Anteil von Zucker, Salz und Fett zu senken, um die Produkte gesünder zu machen. Er verwies aber auch auf bereits bestehende Reduktionsziele von Ketten wie Kaufland oder Lidl.
In Deutschland gelten laut Ministerium 47 Prozent der Frauen, 62 Prozent der Männer und 15 Prozent der Kinder als übergewichtig. Zu viel Zucker, Fett und Salz erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft betonte, man sei weiterhin bereit «zu einem konstruktiven Dialog» mit dem Ernährungsministerium «beispielsweise über eine für alle Bevölkerungsgruppen verständliche Lebensmittelkennzeichnung oder den Schutz von Kindern vor Werbung für ungesunde Produkte.» (dpa)
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