Lernstoff: Startschuss für das Jubiläumsbier der Universität Hohenheim

Sonderetikett ist Ergebnis eines studentischen Forschungsprojektes

29.06.2018 - Deutschland

Forschungsbegeisterte Studierende, engagierte Betreuerinnen und Betreuer und eine Brauerei, die sich richtig ins Zeug legt: Das ist die Erfolgsformel für das Hohenheimer Jubiläumsbier. Heute haben fast alle der insgesamt über 30 Beteiligten am interdisziplinären studentischen Forschungsprojekt gemeinsam ihr Jubiläumsbier mit selbst entwickeltem Sonderetikett vorgestellt. Der Kooperationspartner, die Schönbuch Braumanufaktur, brachte die erste Lieferung im historischen Brauereifahrzeug. Ein bis zwei Semester lang hatten die Bachelor-Studierenden im Rahmen von Humboldt reloaded rund ums Thema Bier geforscht – mit Themen von der Logistik über die Tierernährung bis zur Hopfenzüchtung. Das Reformprojekt Humboldt reloaded an der Universität Hohenheim in Stuttgart hat sich zum Ziel gesetzt, Studierende von Anfang an für die Forschung zu begeistern. Davon, dass es dieses Ziel erreicht, konnten sich alle überzeugen, die heute anwesend waren. Erhältlich ist das Jubiläumsbier ab jetzt bei studentischen Veranstaltungen in der Thomas-Müntzer-Scheuer (TMS) oder bei Tabak-Seher in Stuttgart-Plieningen.

Universität Hoheneim / Sacha Dauphin

Die Mitwirkenden am Humboldt reloaded-Projekt freuen sich über das Jubiläumsbier

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Das Hohenheimer Jubiläumsbier ist da

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Universität Hoheneim / Sacha Dauphin

„Lernstoff“ – das ist der Name des Jubiläumsbieres der Universität Hohenheim. Ein Name, der zunächst irreführend klingt, denn schließlich brauchen Hohenheimer Studierende kein Bier, um lernen zu können. Vielmehr haben sie anhand des Jubiläumsbieres sehr viel gelernt: Es ist das Ergebnis eines interdisziplinären studentischen Forschungsprojektes im Rahmen von Humboldt reloaded, dem Reformprojekt der Universität Hohenheim für Forschung von Anfang an.

Sechs Projektgruppen, sieben Betreuerinnen und Betreuer und 25 Bachelor-Studierende haben sich ein bis zwei Semester lang intensiv der Forschung rund ums Bier gewidmet. Das Teilprojekt aus dem Fachgebiet Marketing und Konsumentenverhalten hatte zum Ziel, ein passendes Etikett für das Jubiläumsbier zu entwickeln. Die Studierenden überlegten sich kreative Konzepte und setzen ihre Ideen grafisch um. „In einer Marktforschungsstudie untersuchten sie anschließend über Befragungen die Wahrnehmung der verschiedenen Etiketten“, erklärt Projektbetreuerin Shirin Gatter das Vorgehen.


Ab jetzt ist das Jubiläumsbier mit Sonderetikett erhältlich


Jetzt fand die Theorie auch Eingang in die Praxis: Der Kooperationspartner, die Schönbuch Braumanufaktur, hat das am besten getestete Etikett der Studierenden auf die Bierflasche gebracht. In eleganter goldener und weißer Schrift auf schwarzem Grund ziert es jetzt sechs Paletten des naturtrüben Bieres der Schönbuch Braumanufaktur.

Am Mittwochnachmittag lieferte der Geschäftsführer der Brauerei Werner Dinkelaker die erste Lieferung im historischen Bier-Laster und spendierte den Anwesenden Freibier mit dem Sonderetikett. Wer nicht dabei war, kann das Jubiläumsbier ab jetzt bei studentischen Veranstaltungen in der Thomas-Müntzer-Scheuer (TMS) oder bei Tabak-Seher in Stuttgart-Plieningen kaufen – solange der Vorrat reicht.


Interdisziplinäre Projekte erweitern den Horizont

Sabrina Rath und Marvin Schöllhammer sind zwei der Studierenden, die am Teilprojekt zur Vermarktung des Hohenheimer Jubiläumsbieres teilnahmen. Ihnen hat das Projekt viel Spaß gemacht – obwohl es sie vor besondere Herausforderungen stellte. Denn ihr Teilprojekt war eingebunden in das interdisziplinäre Humboldt reloaded-Projekt „Hopfen und Malz – Hohenheim erhalt’s“.

„Das Bier-Projekt ist eines der interdisziplinären Projekte von Humboldt reloaded. Wir bieten sie seit letzten Herbst an – und die Erfahrungen sind durchweg positiv“, berichtet Prof. Dr. Martin Blum, Leiter und Initiator von Humboldt reloaded. „Die Studierenden lernen auch die Denk- und Arbeitsweise anderer Disziplinen kennen. Auf diese Weise kommen sie zu Ergebnissen, die sie alleine nicht gefunden hätten.“

„Am Projekt ‚Hopfen und Malz – Hohenheim erhalt’s‘ sind alle drei Fakultäten der Universität Hohenheim beteiligt: Agrarwissenschaften, Naturwissenschaften und Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“, erklärt Dr. Evelyn Reinmuth, die für die interdisziplinären Projekte verantwortlich ist. „Dementsprechend groß ist die Themenpalette, die die Studierenden bearbeiten. Sie reicht von der Logistik über die Tierernährung bis zur Hopfenzüchtung.“


Kooperationspartner Schönbuch Braumanufaktur engagiert sich über Einzelprojekte hinaus


Auch Werner Dinkelaker von der Schönbuch Braumanufaktur zeigt sich angetan vom Forschungsgeist bei Humboldt reloaded: „Es macht viel Freude, mit einer Gruppe so engagierter Menschen zu arbeiten. Und es ist beeindruckend, dass man bereits im Bachelor-Studium Forschungsarbeit erfolgreich durchführen kann.“

Dementsprechend hat die Schönbuch Braumanufaktur nicht nur einzelne Teilprojekte tatkräftig unterstützt. Dinkelaker ließ es sich auch nicht nehmen, in mehreren Vorträgen aus dem Nähkästchen zu plaudern und den Studierenden hochinteressante Einblicke in Praxis zu geben.


Von der Tierernährung bis zur Tourenplanung: Die Teilprojekte von „Hopfen und Malz – Hohenheim erhalt’s“


Außer dem Marketing-Projekt, das mit 12 Studierenden das größte Teilprojekt darstellt, waren fünf weitere Projektgruppen beteiligt: 

  • Der Beitrag von Bier zur Proteinversorgung von Milchkühen
    Biertreber fällt als Nebenprodukt der Bierherstellung in großen Mengen an und ist sehr proteinreich. Daher käme er für die Milchkuhernährung in Frage. Drei Studentinnen verglichen Biertreber als heimische Proteinquelle mit gängigen Eiweißfuttermitteln. Der Biertreber stammte von der Schönbuch Braumanufaktur, vom Braumeister persönlich noch dampfend direkt aus dem Braukessel geschöpft, um dann im Fachgebiet für Tierernährung für die Versuche vorbereitet zu werden. 

  • Bierhopfen - das Allroundtalent?
    Hopfen gilt als Heilpflanze. Man weiß, dass bestimmte Inhaltsstoffe eine Wirkung auf Krebs- und Fettzellen haben. Zwei Projektteilnehmer untersuchten am Fachgebiet Biologische Chemie und Ernährung, ob eine derartige Wirkung auf Fettzellen wie auf Hautkrebszellen auch für die sogenannten Betasäuren im Hopfenextrakt nachweisbar ist. Das Teilprojekt ist Grundlagenforschung in der Medizin und kooperiert eng mit dem Teilprojekt Hopportunity.

  • Hopportunity (Teil 1 und 2) – Regulation der Bittersäurebiosynthese im Hopfen
    Dieses Teilprojekt möchte herausfinden, wie sich gezielt molekulare Marker entwickeln lassen, die man dann in der Züchtung dazu nutzen kann, den Gehalt an bestimmten Inhaltsstoffen in Neuzüchtungen zu erhöhen. Auf lange Sicht könnte man so diese wertgebenden Inhaltsstoffe möglicherweise in der kompletten Hopfenpflanze anreichern und dann nicht nur die Dolden, sondern auch die Blätter und Stängel industriell und ökonomisch sinnvoll verarbeiten – ganz im Sinne der Bioökonomie. An der Grundlage für diese Vision arbeiten aktuell vier Bachelor-Studenten mit molekularbiologischen Methoden im Fachgebiet Ertragsphysiologie der Sonderkulturen. 

  • Ertragsstabilität und -qualität von Braugerste unter dem Einfluss des Klimawandels
    Durch den Klimawandel werden in Mitteleuropa die Temperaturen steigen und sich die Niederschläge verändern. Das wirkt sich auch auf die Produktion landwirtschaftlicher Kulturpflanzen aus. In dem Studienprojekt am Fachgebiet Pflanzenökologie und Ökotoxikologie untersucht eine Studentin die Folgen der künftigen Klimaveränderungen am Beispiel von Braugerste hinsichtlich Ertrag und Produktqualität.

  • Hopfen und Malz - Hohenheim erhalt‘s: Tourenplanung
    Eine Tourenplanung, also die Frage, in welcher Reihenfolge ein Fahrzeug seine Kunden anfährt, ist gar nicht so einfach: Man muss einerseits die Kunden den Fahrzeugen zuweisen und andererseits die Reihenfolge der Kunden innerhalb einer Tour optimieren. Vier Studierende des Bachelorseminars am Fachgebiet Supply Chain Management durften hierfür mehrere Tage vor Ort in der Schönbuch Braumanufaktur den erfahrenen Mitarbeitern über die Schulter schauen und bekamen dadurch einen hervorragenden Einblick in die Abläufe. Dies half ihnen dabei, brauereispezifische Faktoren wie Anfahrtsbeschränkungen, Kundenzeitfenster, Beladungsvorschriften oder die Rücknahme von Leergut mit in ihre Forschungsarbeiten einzubeziehen. 


  • Weiterer Höhepunkt: Das Landwirtschaftliche Hauptfest 2018


    Auf mehreren Treffen des Gesamtprojektes, unter anderem auf einer Exkursion in das Hopfenmuseum in Tettnang, präsentierten und diskutierten die Studierenden ihre eigene Forschung mit den fachfremden anderen Teilprojektmitgliedern. Dadurch erhielten sie einen umfassenden Einblick in die Forschungslandschaft rund um das Thema Bier.

    Im Herbst 2018 wird das studentische Forschungsprojekt „Hopfen und Malz - Hohenheim erhalt’s“ seinen Abschluss finden – mit einem weiteren Höhepunkt für die jungen Forscherinnen und Forscher: Am 100. Landwirtschaftlichen Hauptfest vom 29.9. bis 07.10.2018 werden sie ihre Arbeiten der Öffentlichkeit zeigen.

    „Die Studierenden entwickeln dafür in der Gruppe Ideen für geeignete Exponate, die die Ergebnisse der studentischen Forschungsprojekte darstellen“, erklärt Dr. Reinmuth. „Ziel ist es, diese ungewöhnliche Art der Forschung für jeden greifbar zu machen – und für die Studierenden ist es eine weitere lehrreiche Erfahrung.“

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