Deutsche Biertrinker wissen, was zählt: DGQ-Umfrage zum Tag des Bieres

23.04.2018 - Deutschland

Am 23. April wird der Jahrestag der wahrscheinlich längsten Liebesgeschichte der Deutschen gefeiert. Der Tag des deutschen Bieres jährt sich bereits zum 502. Mal. Also haben wir die deutschen Biertrinker gefragt: Wie innig ist ihre Liebe zum Bier? Was bedeutet ihnen das Reinheitsgebot? Was macht die Qualität eines Biers aus? Dabei wird eins deutlich: Deutsche Bierliebhaber wollen keine Kompromisse – schon gar nicht bei der Qualität.

d97jro/ Pixabay

Neben industriell hergestellten Bieren werden auch Craft-Biere in Deutschland immer beliebter. Natürlich hat uns gerade deswegen die Sichtweise eines Kreativbrauers dazu interessiert. Der Brauer und Biersommelier Oliver Wesseloh von der Kreativbrauerei Kehrwieder in Hamburg gibt uns einen Einblick in seine Beziehung zum Bier und seine Einschätzung zu Qualität in der Braukunst. Fest steht auch für Oliver Wesseloh: Qualität muss sein! Dazu zählt für ihn beim Brauen insbesondere die Verwendung natürlicher Zutaten.

Qualität schmeckt einfach – gut! Da sind sich Biertrinker einig

Das Reinheitsgebot ist nicht umsonst eine der ältesten Lebensmittelverordnungen der Welt. Bis heute sehen 59 Prozent der deutschen Biertrinker das Reinheitsgebot als Qualitätsgarantie und gerade einmal 2 Prozent können mit dem Begriff „Deutsches Reinheitsgebot“ nichts anfangen. Ganze 94 Prozent geben den Geschmack als wichtiges Qualitätsmerkmal für Bier an. Aber es geht auch um die inneren Werte. 76 Prozent achten beim Kauf auf wertvolle Zutaten in hochwertiger Qualität. Dabei darf Qualität auch etwas kosten. 85 Prozent der Biertrinker sind der Meinung, dass hochwertiges Bier teurer sein darf. Im Süden der Republik sind sogar 89 Prozent bereit, mehr für ihren Biergenuss zu bezahlen. Dabei bleibt aber auch Raum für Innovationen und Experimente: Nur für fast jeden zweiten der befragten Biertrinker ist eine namhafte Brauerei ein automatisches Qualitätsmerkmal. Claudia Welker, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Qualität, ergänzt dazu: „Unter den deutschen Biertrinkern steht Qualität im Vordergrund. Auch wenn es insbesondere bei der geschmacklichen Qualität subjektive Unterschiede gibt, wird deutlich, dass nicht zwangsläufig ein Gütesiegel notwendig ist, um einen nationalen Konsens über Qualität zu etablieren. Dennoch bleibt auf dem Biermarkt auch Raum für Neues und die Entwicklungen beobachten wir mit Freude, da Qualität auf allen Ebenen im Vordergrund steht.“

Qualität ist und bleibt also ein ausschlaggebender Faktor in der Liebesgeschichte zwischen den Deutschen und ihrem Bier.

Hauptsache natürlich! Darauf achtet Brauer und Biersommelier Oliver Wesseloh in der Bierherstellung

Der Brauer und Biersommelier Oliver Wesseloh hat mit uns über seine Sicht auf das Thema Bier und Qualität gesprochen. Der Gründer der Kehrwieder Kreativbrauerei in Hamburg zählt zu der ersten Generation der Kreativbrauer in Deutschland. Er setzt sich mit den Mitgliedern der Deutschen Kreativbrauer e.V. dafür ein, dass Natürlichkeit die Leitlinie in der Bierherstellung wird.

Was ist die Entstehungsgeschichte eures Biers?

Den Traum von der eigenen Brauerei hatte ich schon lange. Aber erst einmal zog es mich einige Jahre raus in die Welt, in die Karibik, nach Süd- und schließlich nach Nordamerika. Die Kreativität und Geschmacksvielfalt der US-amerikanischen Craft Brewer beeindruckte mich dort nachhaltig und wir fassten den Entschluss, in unseren Heimathafen Hamburg zurückzukehren, um den Traum der eigenen Brauerei zu realisieren. 2011 haben wir die Gründungserklärung unterschrieben, im darauffolgenden Jahr sind wir mit Sack und Pack von Miami zurück nach Hamburg gezogen und haben mit unserem PROTOTYP ein halbes Jahr später unser erstes Bier gebraut. Seit Oktober 2014 hat unsere Kehrwieder Kreativbrauerei nun einen festen Standort mit selbst konzipiertem Sudhaus in Hamburg.

Was macht euer Bier so besonders?

Die Geschmacksvielfalt, die Auswahl unserer Rohstoffe und die Art der Herstellung. Allein im letzten Jahr haben wir über 20 verschiedene Biere gebraut. Bei der Auswahl unserer Rohstoffe bevorzugen wir regionale Produzenten. Wir verwenden keine vorproduzierten Extrakte, sondern nur qualitativ hochwertige Rohstoffe in ihrer natürlichsten Form. Bei der Auswahl unserer Rohstoffe spielen Aroma und Qualität die entscheidende Rolle und nicht der Preis. Wir und auch alle anderen Mitglieder des Verbands Deutschen Kreativbrauer verwenden handwerkliche Methoden – wir setzen auf Sorgfalt von Anfang an.

Was macht für dich Qualität bei einem Bier aus?

Hier würde ich zunächst einmal differenzieren wollen: Geht es um die analytische oder geschmackliche Qualität? Die analytische Qualität ist messbar und quantifizierbar und wenn es danach geht, sind nahezu alle in Deutschland gebrauten Biere fehlerfrei. Die geschmackliche Qualität hingegen ist nicht quantifizierbar, da es sich um eine subjektive Einschätzung handelt. Hierbei darf es nicht darum gehen, Biere so neutral wie möglich zu brauen, um eine große Masse anzusprechen. Für mich zeichnet sich geschmackliche Qualität dadurch aus, dass Biere einen individuellen Charakter aufweisen.

Welche Entwicklungen beobachtest du bei den Präferenzen der Verbraucher bezüglich der Qualität von Bier?

Ich stelle immer wieder fest, dass die Verbraucher die Nase voll haben vom Einheitsbrei und wieder Wert auf die Geschmacksqualität legen und sich daher für Biere mit individuellem Charakter entscheiden. Die analytische Qualität wird sowieso vorausgesetzt.

Welchen Stellenwert hat Qualitätssicherung bei Euch im Herstellungsprozess? Wie umfangreich ist Qualitätssicherung in der Bierherstellung?

Hygiene und Qualitätssicherung sind die wichtigsten Säulen in der Bierherstellung.

Die Qualitätssicherung hat einen zentralen Stellenwert, weil nur die entsprechende Dokumentation es ermöglicht, gelungene Biere zu reproduzieren oder mögliche Fehler bei nicht zufriedenstellenden Bieren zu identifizieren und zu eliminieren.

Bei uns ist es selbstverständlich Standard, dass jeder Sud von den Rohstoffchargen bis hin zur Freigabe des fertigen Bieres, geprüft, analysiert und dokumentiert wird.

Du siehst das Reinheitsgebot nicht unkritisch. Ist eine der ältesten deutschen Lebensmittelverordnungen heute überhaupt noch sinnvoll?

Ich sehe das Reinheitsgebot in seiner derzeitigen Form als reines Marketing-Instrument. Dem Verbraucher wird vorgegaukelt, dass bei der Herstellung von Bier nach dem Reinheitsgebot ausschließlich Wasser, Malz, Hopfen, Hefe verwendet würden.

Doch das vorläufige Biergesetz, nach dem sich deutsche Brauer richten müssen, erlaubt den Bierkonzernen weit mehr als man denkt: Zuckerzusätze, Konzentrate und chemische Filterstoffe. Es ist doch absurd, dass unter dem Deckmantel des Reinheitsgebots Kunststoffe eingesetzt werden dürfen, nicht aber Kirschen oder andere natürliche Zutaten. Daher haben wir mit unserem Verein Deutsche Kreativbrauer einen eigenen Qualitätsstandard entwickelt: das Natürlichkeitsgebot. Wir setzen uns für eine deutschlandweit einheitliche Regelung ein, die Brauern in allen Bundesländern gleichermaßen das Brauen mit natürlichen, für den menschlichen Verzehr zugelassenen, Zutaten erlaubt.

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